Dr. Christian Grumaz
Forschungsingenieur für innovative Technologien in chemischen und biologischen Systemen
Bevor ich 2019 zu Bosch Research kam, leitete ich das Team einer Sequenziereinheit. Sie unterstützte Verbundforschungsprojekte mit Universitätskliniken, bei denen es um die Entdeckung von Biomarkern und die Entwicklung von Diagnostik-Assays ging. Bei der Bosch Forschung kann ich nun als Experte für molekulare Diagnostik und Sequenzierung im Life Science Team zur Entwicklung neuer Technologien für die medizinische Diagnostik der nächsten Generation beitragen, insbesondere zu Point-of-Care-Anwendungen.
Erzählen Sie doch mal: Was fasziniert Sie an der Forschung?
Es gibt sehr viele Gründe, weshalb ich gerne in der Forschung arbeite. Besonders fasziniert und motiviert mich daran, dass Forschung buchstäblich eine unendliche Geschichte ist. Jedes Mal, wenn man eine sorgfältig ausgearbeitete Hypothese überprüft und denkt, man hat die „endgültige“ Antwort oder Lösung gefunden, tauchen gleichzeitig ein paar neue Fragen auf, selbst wenn man die Lösungen oder Antworten gefunden hat. Mit unserer wissenschaftlichen Neugier werden wir unser Wissen stets weiter vergrößern und wissenschaftliche Rätsel aller Art lösen. Für mich ist das faszinierend, und deshalb bin ich leidenschaftlich gerne in der Forschung tätig.
Was macht die Forschung bei Bosch besonders?
Schon nach wenigen Tagen bei Bosch war ich überwältigt von der enormen Fülle an Fachgebieten mit führenden Experten, die an einem zentralen Ort gebündelt sind. Dieses konzentrierte Wissen in Verbindung mit visionären Strategen und höchst professionellen Projektleitern, die ständig mit unseren Geschäftsbereichen interagieren, um u.a. die Marktbedürfnisse besser kennenzulernen, ist entscheidend, um erfolgreiche Innovationen voranzutreiben. In unserem Team aus dem Forschungsschwerpunkt Healthcare tauschen wir Wissen zwischen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Biologie, Chemie, Physik, Mikrosystemtechnik, Simulation, Elektronik, Maschinenbau und Materialwissenschaft aus. Ein anregenderes, an einem Ort gebündeltes Umfeld kann ich mir nicht vorstellen.
Woran forschen Sie bei Bosch?
Das Grundprinzip unserer Forschungsarbeiten im HCS-Team ist die synergistische Verbindung von Mikrosystemtechnik mit der Konzeption biologischer und biochemischer Systeme. Wir automatisieren und miniaturisieren diagnostische Abläufe, die normalerweise in medizinischen Labors stattfinden und viele manuelle Schritte sowie viele unterschiedliche Geräte beinhalten. Kurz: Wir bringen ein großes, gut ausgestattetes Labor auf einem kleinen Chip unter (Lab-on-Chip). Auf diese Weise schaffen wir die Grundlage für stärker personalisierte medizinische Diagnostik am Point-of-Care – dort also, wo sie am dringendsten benötigt wird.
Was sind die größten wissenschaftlichen Herausforderungen in Ihrem Forschungsfeld?
Da wir an neuartigen, hochempfindlichen Biosensoren arbeiten, die auf einzelne Biomoleküle abzielen, mussten wir auch eine neue Strategie entwickeln, um diese für die Sensormessung präzise zu modifizieren und zu steuern. In der Physik und in der Mathematik beschreiben Formeln normalerweise mit bekannten Variablen klare Abhängigkeiten und eindeutige Gleichungen. Doch viele unserer Werkzeuge sind Enzyme, die den Regeln der Biochemie folgen und von vielen, meist noch unbekannten, Variablen abhängen können. In den meisten Fällen erreichen die katalysierten Reaktionen niemals 100 Prozent, und Gleichungen, die optimale Bedingungen darlegen, sind selten. Deshalb müssen sie experimentell in Labors geprüft werden. Die größte Herausforderung bleibt deshalb stets, möglichst nah an die 100 Prozent heranzukommen.
Wie werden Ihre Forschungsergebnisse zu “Technik fürs Leben”?
Unsere Lösungen für das Gesundheitswesen bieten die höchsten Standards, um viele verschiedene Erkrankungen verlässlich und schnell zu diagnostizieren, wie eine Infektion mit SARS-CoV-2. Jedes Mal, wenn ein Ergebnis auf dem Bildschirm unseres Vivalytic-Systems auftaucht, kann der Arzt entsprechend behandeln und die Gesundheit des Patienten verbessern. Wenn das nicht Technik fürs Leben ist!
Lebenslauf
Seit 2019
Research Engineer in der Life Science Group, mit Schwerpunkt molekulare Diagnostik von Infektions- und Krebserkrankungen, Bosch Research
2013
Postdoc, Einheit für Funktionelle Genomanalysen und Next-Generation Sequencing (NGS), Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik
2009
Promotion, Erforschung der Wechselwirkung zwischen Wirt und Pathogen, Universität Stuttgart
Ausgewählte Publikationen
Grumaz, C. et al. (2020)
- Christian Grumaz, Anne Hoffmann, Yevhen Vainshtein, Maria Kopp, Silke Grumaz, Philip Stevens, Sebastian O Decker, Markus A Weigand, Stefan Hofer, Thorsten Brenner, Kai Sohn
- The Journal of Molecular Diagnostics, Vol. 22, Issue 3, P. 405-418
Grumaz, S. et al. (2019)
- Silke Grumaz, Christian Grumaz, Yevhen Vainshtein, Philip Stevens, Karolina Glanz, Sebastian O Decker, Stefan Hofer, Markus A Weigand, Thorsten Brenner, Kai Sohn
- Critical Care Medicine, Vol. 47, Issue 5, P. e394
Grohmann, A. et al. (2018)
- Anja Grohmann, Steffen Fehrmann, Yevhen Vainshtein, Nicola L Haag, Franziska Wiese, Philip Stevens, Hans-Joachim Naegele, Hans Oechsner, Thomas Hartsch, Kai Sohn, Christian Grumaz
- Bioresource Technology, Vol. 247,
Worsch, A. et al. (2018)
- Anne Worsch, Fabian Kurt Eggimann, Marco Girhard, Clemens J von Bühler, Florian Tieves, Rico Czaja, Andreas Vogel, Christian Grumaz, Kai Sohn, Stephan Lütz, Matthias Kittelmann, Vlada B Urlacher
- Biotechnology and Bioengineering, Vol. 115, Issue 9, P. 2156-2166
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Dr. Christian Grumaz
Forschungsingenieur für innovative Technologien in chemischen und biologischen Systemen