Dr. Marc Patrick Zapf
Senior Software Product Owner, Bosch Sensortec
Während meiner ganzen Karriere habe ich mich mit der Erforschung und Entwicklung künstlicher Wahrnehmung befasst, um die Mobilität von Menschen und Maschinen zu verbessern. Bei Bosch Research Shanghai im Bereich von intelligent vernetzten Fahrzeugen (ICV) entwickeln mein Team und ich gemeinsam Lösungen für intelligente Wahrnehmung und autonome Navigation in ADAS (Advanced Driver Assistant Systems) sowie in der Robotik für die Industrie 4.0. Wir nutzen domänenübergreifende Sensordatenfusion sowie Machine Learning, um umfangreiche Modelle der realen Welt zu entwickeln, auf denen die Entscheidungen autonomer Fahrzeuge basieren. Ich bin überzeugt, dass wir durch die Zusammenführung von Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen über drahtlose Kommunikationstechnologie unser eigenes Sehvermögen und das maschinelle Sehen erweitern können. Das erlaubt uns, bessere Entscheidungen zu treffen – sei es im eigenen Heim, in Fabriken oder auf der Straße.
Erzählen Sie doch mal: was fasziniert Sie an der Forschung?
Den einzigartigen Kreislauf aus Wissenserwerb, Scharfsinn, Kreativität und Anwendung finde ich sehr attraktiv. Zunächst nehmen wir uns die Zeit, uns intensiv mit dem Stand der Technik auseinanderzusetzen, diesen zu verstehen und dabei die Art des zu lösenden Problems zu erfassen. Dann entwickeln wir eine kreative Lösung und müssen belegen, dass diese für die Problembewältigung geeignet ist. In diesem Kreislauf vertieft man seine Kenntnisse über die Welt und hat das befriedigende Gefühl, einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben. Eine weitere bereichernde Erfahrung ist die Möglichkeit, einzigartige Erfahrungen zu sammeln und dieses Wissen mit anderen Forschern in einer kritischen Diskussion auszutauschen. Das Schöne an der Forschung ist definitiv auch der Prozess, nicht nur das Ergebnis.
Was macht die Forschung bei Bosch besonders?
Bei Bosch gibt es sehr viele Anwendungsfelder und Anwendungsfälle für innovative Ideen, die einen Unterschied machen. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Beitrag neuer Ideen bottom-up wirklich gefördert wird. Und letztlich gibt es über Mitarbeitende und Grenzen hinweg eine Offenheit für neue Konzepte und neue Kooperationen, die mich an meine Zeit in der Wissenschaft erinnert. Insgesamt bietet Bosch ein offenes Umfeld, das Kreativität in Gang setzt und Themenfelder für deren Anwendung bietet.
An welchen Forschungsthemen arbeiten Sie derzeit bei Bosch?
In unserer Gruppe liegt der Forschungsschwerpunkt auf hochpräziser Multisensorwahrnehmung, -fusion und -lokalisierung für ADAS- und mobile Robotik-Anwendungen. Wir kombinieren Daten von Kameras, Radar- und LiDARSensoren, um beste Ergebnisse zu erzielen. Außerdem nutzen wir aktiv synthetische Daten, um die Leistung unserer künstlichen Wahrnehmungslösungen zu verbessern. Wir arbeiten auch an zuverlässigen verteilten Systemen für Mobilitätslösungen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Infrastruktursensoren und V2X. Durch die Zusammenführung von Daten aus straßenseitigen und fahrzeugseitigen Sensoren wollen wir den Verkehrsfluss und die Straßenumgebung genau modellieren, um sichere und komfortable Entscheidungen für autonome Fahrzeuge zu treffen.
Was sind die größten wissenschaftlichen Herausforderungen in Ihrem Forschungsfeld?
Für autonome Systeme sind unglaublich viele Trainingsdaten erforderlich, damit sie ihre Umgebungen kennen und Aufgaben richtig ausführen können. Die Fähigkeiten, die Maschinen vermittelt werden, sind oft speziell mit den Umgebungen verknüpft, für die sie trainiert wurden. Da unser Alltag unterschiedlichste Situationen umfasst, ist die Entwicklung von Maschinen, die flexibel auf alle möglichen Situationen reagieren können, eine große Herausforderung.
Wie werden Ihre Forschungsergebnisse zu “Technik fürs Leben”?
Bosch bietet viele Bereiche, in denen Technologien für intelligente Wahrnehmung und Mobilität eingesetzt werden, beispielsweise Hausgeräte, Produktionsautomatisierung und Mobilitätslösungen. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist gewährleistet, dass wir neue Lösungen entwickeln, die speziell auf den Bedarf am Markt ausgelegt sind und zu innovativen Produkten führen können.
Lebenslauf
Seit 2023
Senior Software Product Owner für Hauptkunden-Projekte, Bosch Sensortec
2022
Senior Expert Infrastrukturbasierte Sensor-Perzeption und Gruppenleiter Sensor-Perzeption für Intelligente Mobilität
2018
Senior Research Scientist Robotics & I4.0 sowie Teamleiter Intelligent Connected Vehicle, Bosch Research Shanghai
2016
Wissenschaftler im Bereich Robotics & AI, Advanced Telecommunications Research Institute, Kyoto, Japan
2012
Promotion und Forschung als Postdoc, Bionic Vision, University of New South Wales, Australien
2011
Start bei Bosch Research and Technology Center North America
2011
Postdoc in Physik, Universität von Kalifornien, Berkeley
2007
Promotion in Elektrotechnik und Computerwissenschaften, Massachusetts Institute of Technology
Ausgewählte Publikationen
J. Börger et al. (2022)
- Joachim Börger, Marc Patrick Zapf, Marat Kopytjuk, Xinrun Li 2, Claudius Gläser
- IEEE 25th International Conference on Intelligent Transportation Systems (ITSC)
M. P. Zapf, M. Kawanabe and L. Y. M. Saiki
- 2019 IEEE/RSJ International Conference on Intelligent Robots and Systems (IROS), 2019, pp. 4615-4622, doi: 10.1109/IROS40897.2019.8967763.
M. P. Zapf, A. Gupta, L. Y. Morales Saiki and M. Kawanabe
- 2018 27th IEEE International Symposium on Robot and Human Interactive Communication (RO-MAN), 2018, pp. 180-187, doi: 10.1109/ROMAN.2018.8525654.
N. A. Knopf, M. Boon, G. J. Suaning, M. P. H. Zapf and J. Grigg
- 2017 IEEE Life Sciences Conference (LSC), 2017, pp. 153-156, doi: 10.1109/LSC.2017.8268166.
Ihr Kontakt zu mir
Dr. Marc Patrick Zapf
Senior Software Product Owner, Bosch Sensortec