Thomas Lich
Fachreferent und Teamleiter der Bosch Unfallforschung
Als Fachreferent und Teamleiter der Unfallforschung trage ich die weltweite Gesamtverantwortung für die Bosch Unfallforschung.
Aus Verkehrsunfällen leite ich die strategischen Ziele für Produkte der Geschäfts- und Regionaleinheiten von Bosch ab. Neben meinen internationalen Aktivitäten arbeite ich in Gremien und in öffentlich geförderten Projekten mit.
Mein derzeitiger Forschungsschwerpunkt liegt in Konzepten für eine Simulationsumgebung, um automatisierte Fahrfunktionen zu bewerten. Dazu baue ich eine Brücke zwischen Daten aus Verkehrsbeobachtungen und am Unfallort erhobenen Daten.
Erzählen Sie doch mal: was fasziniert Sie an der Forschung?
Die Faszination der Forschung liegt darin, neue, zuvor nicht beschrittene Wege zu gehen. Für mich als interdisziplinären Forscher liegt der Reiz darin, durch die Kombination verschiedener Wissensgebiete neue Ideen zu generieren und die Machbarkeit nachzuweisen.
Was macht die Forschung bei Bosch besonders?
Im Gegensatz zur Arbeit für Fahrzeughersteller kann ich bei Bosch die gesamte Wertschöpfungskette von der Idee über die Auslegung bis hin zur Produktentwicklung unterstützen. Das erfordert Geduld und Ausdauer, doch das Ergebnis ist umso zufriedenstellender, da man seinen Beitrag zum Endprodukt sehen kann. Zudem ermöglicht mir die Bosch Forschung die Zusammenarbeit im internationalen Umfeld. Dies zwingt mich, auch andere Blickwinkel einzunehmen, um globale Lösungen zu entwickeln.
Woran forschen Sie bei Bosch?
Ich verantworte die weltweite Unfallforschung bei Bosch, und diese ist die Grundlage für neue Sicherheitssysteme aller Arten der Mobilität. Dabei decke ich verschiedene Themengebiete ab: Zum einen analysiere, simuliere und bewerte ich real erhobene Verkehrsunfälle. Ziel dabei ist, die regionale Produktstrategie und -entwicklung zu unterstützen. Beides kann aus dem Unfallgeschehen abgeleitet werden – vom Pedelec bis zum Schwerlaster. Zum anderen geht es darum, die Auslegung eines Produkts und dessen Wirksamkeit zu bewerten. Also, welche Eigenschaften z.B. ein Sensor haben oder worauf eine Funktion besonders achten muss, damit eine maximale Anzahl von Unfällen verhindert werden kann. Voraussetzung dafür ist, entsprechende Datenquellen zur Verfügung zu haben. Dazu kann gehören, dass ich ein Projekt zur Unfallvororterhebung initiiere und in der Anfangsphase vor Ort begleite. So geschehen in Indien, China und Brasilien oder derzeit in der ASEAN Region.
Was sind die größten wissenschaftlichen Herausforderungen in Ihrem Forschungsfeld?
Die Auswirkungen des automatisierten Fahrens auf das Verkehrsgeschehen der Zukunft abzuschätzen. Die Ursachen eines Unfalls sind sehr komplex und ein Zusammentreffen verschiedenster Faktoren. Die Automatisierung führt zu einer Verschiebung von Unfallursachen, insbesondere wenn es zur Interaktion zwischen konventioneller Mobilität und automatisiert fahrenden Fahrzeugen kommt. Diese Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen der Zukunft gilt es zu erforschen und verlässlich zu prognostizieren. Dabei ist es unabdingbar, neue Datenquellen beispielsweise aus Verkehrsbeobachtungen mit denen von Realunfällen zu kombinieren. Die Auswirkungen lassen sich dann mittels Verkehrssimulationen bewerten. Nur so können die zeitlichen Wirkzusammenhänge verstanden werden.
Wie werden Ihre Forschungsergebnisse zu „Technik fürs Leben“?
Das reicht vom verbesserten Seitenaufprallschutz in einem PKW über die Motorradstabilitätskontrolle beim Zweirad bis hin zu einem System zur Kollisionsvermeidung in Begegnungsunfällen. An diesen Entwicklungen war ich beteiligt. Darüber hinaus habe ich die Unfallforschung als Methodik zur Bewertung des Verkehrsgeschehens in Entwicklungsländern etabliert. Damit konnte ich nicht nur aufzeigen, dass viele Unfälle oder Verkehrstote in den Industrieländern durch die Sicherheitssysteme von Bosch vermieden werden können, sondern auch in den sich entwickelnden Länder mit ihren spezifischen Bedarfen. Damit unterstützt die Unfallforschung, dass „Technik fürs Leben“ weltweit einen Beitrag zur Verkehrssicherheit leistet.
Lebenslauf
Seit 2007
Unfallforschung: Analyse, Bewertung und Simulation von rekonstruierten Realunfällen aller Fahrzeugarten. Übernahme der Team- und Projektleitung in 2011.
2004
Quergeschwindigkeitsschätzung: Serienentwicklung eines Quergeschwindigkeitsschätzers zur verbesserten Auslösung von Rückhaltesystemen bei einem Seitenanprall oder einem Überrollvorgang in einem PKW.
1999
Insassenklassifizierung: Serienentwicklung zur weltweit ersten Insassenklassifizierung für die adaptive Auslösung passiver Rückhaltesysteme bei Bosch.
1996
Reifendiagnose: Forschung und Entwicklung zur Reifendiagnose von schweren Nutzfahrzeugen mittels neuronaler Netze bei der Daimler AG.
Ausgewählte Publikationen
Sulzberger et al. (2019)
- Sulzberger L, Lich T., Schmidt D. Dr., Scheschko T.
- VDI safe.tech
Moennich et al. (2018)
- Moennich J., Lich T, Georgi A., Maier O. Dr.
Lich et al. (2018)
- Lich T., Mönnich J., Georgi A., Kumaresh G.
- 14th International Symposium and accompanying Exhibition on Sophisticated Car Safety Systems
Freienstein et al. (2017)
- Freienstein H. Dr., Lich T., Höpfner H. Dr., Drews F. Dr., Österle F. Dr., Klier W. Dr.
- VDI conference for vehicle safety
Ihr Kontakt zu mir
Thomas Lich
Fachreferent und Teamleiter der Bosch Unfallforschung