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Unsere Forschungsexperten

Dr. rer. nat. Urs Ruth

Chief Expert Energie und Klimawandel

Vision without action is merely a dream. Action without vision is merely passing time. But vision with action can change the world.

Nelson Mandela
Dr. rer. nat. Urs Ruth

Nach dem Physikstudium habe ich acht Jahre lang erfolgreich in der Klima- und Polarforschung gearbeitet und dort wertvolles Wissen über das Klimasystem und den Klimawandel erworben. Im Anschluss folgte der Wechsel zu Bosch, wo ich zunächst im Geschäftsbereich Automotive Electronics in Reutlingen und Plymouth (USA) als Projekt- und später als Gruppenleiter in der Steuergeräteentwicklung für elektronische Sicherheitssysteme wie ABS oder ESP tätig war. 2015 wechselte ich dann als Experte für die Themen Klimawandel und Energiewende in die Bosch Forschung. In dieser Funktion berate ich bei strategischen Fragen auf allen Ebenen vom Entwicklungsprojekt bis zu CEO und Aufsichtsrat. Seit 2020 bin ich außerdem stellvertretender Leiter unseres Forschungsportfolios für Nachhaltigkeit.

Erzählen Sie doch mal: was fasziniert Sie an der Forschung?
Das Besondere an der Forschung ist, dass man den Auftrag hat, neugierig zu sein. Natürlich ist bloßes Wissen auch sehr wichtig, das Wichtigste in Wissenschaft und Forschung ist es aber, neugierig zu sein! Entdeckt man etwas Neues und reagiert darauf mit: „Aha, ich weiß, warum das so ist…“, so ist man sicherlich schlau und gebildet. Fällt die Reaktion aber wie folgt aus: „Oh, das ist aber merkwürdig! Warum das wohl so ist?“, - dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man Forschergeist in sich trägt.

Was macht die Forschung bei Bosch besonders?
Die Interdisziplinarität an unserem Forschungscampus ist beeindruckend: An nur einem Standort treffen Ingenieure, Physiker, Chemiker, Biologen, Informatiker und Forschende weiterer Disziplinen zusammen, was außerordentlich inspirierend sein kann. Ein weiterer Aspekt ist die Eigenverantwortung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefern dann die besten Arbeitsergebnisse, wenn sie intrinsisch motiviert sind und ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Natürlich unterscheidet sich unsere angewandte Konzernforschung in Teilen von der öffentlich finanzierten Grundlagenforschung. Das macht aber gerade auch ihren Reiz aus, denn viele Innovationen, die bei uns erforscht und entwickelt werden, finden sich später in Bosch-Produkten und -Dienstleistungen wieder.

Woran forschen Sie bei Bosch?
Der Klimawandel, die Energiewende sowie weitere Themen wie zum Beispiel Luftverschmutzung und Atmosphärenchemie sind ein sehr weites Feld. Und ganz offen gesagt, gibt es hier wenig, das ich selbst erforsche. Aber ich bewerte all diese Themen mit dem Anspruch, so nahe wie möglich an den wissenschaftlichen Kern heranzukommen. Dies betrifft Themen wie die physikalischen Gründe des Klimawandels, Projektionen des zukünftigen Klimas sowie nachhaltige Zukunftsszenarien. Dabei ist die Einordnung öffentlicher und politischer Entwicklungen in diesem Kontext besonders wichtig. Unser Ziel muss es sein, all dies zu verstehen und die richtigen Schlussfolgerungen für die Bosch Forschung und für die Produkte zu ziehen.

Was sind die größten wissenschaftlichen Herausforderungen in Ihrem Forschungsfeld?
Schaut man sich die Szenarien ohne Treibhausgasemissionen an, dann gibt es zwei archetypische Lösungen: Die erste verbraucht keine Energie mehr, das heißt Energiesuffizienz und -effizienz werden maximiert. Diese Lösung wird aber nicht funktionieren, weil Menschen die damit einhergehende Veränderung des Lebensstils nicht mittragen. Die zweite archetypische Lösung stellt die benötigte Energie auf eine nachhaltige und erneuerbare Weise bereit. Dies aufzubauen, würde jedoch lange dauern und prohibitiv teuer werden. Die Herausforderung ist nun, zwischen diesen Extremen umsetzbare Lösungen zu finden, um eine Erderwärmung auf höchstens +1,5°C zu begrenzen, oder zumindest deutlich unter 2°C zu bleiben. Obwohl es möglicherweise abstrakt klingen mag, beschreibt es meiner Meinung nach den Kern der Herausforderung sehr präzise.

Wie werden Ihre Forschungsergebnisse zu “Technik fürs Leben”?
Viele unserer Produkte haben gegenwärtig einen großen fossilen Fußabdruck. Denken Sie etwa an Diesel- und Benzinantriebe im Automobilsektor oder an Gasfeuerungen für Gebäudewärme und Industrieprozesse. Hier arbeiten wir auf vielen verschiedenen Weisen daran, unser Produktportfolio zu transformieren. Das beinhaltet zum Beispiel die Entwicklung von batterie- oder brennstoffzellenelektrischen Antrieben sowie strom- oder wasserstoffbetriebenen Heizungen. Dazu gehören aber auch die Entwicklung von Verfahren, um die Umweltwirkung von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus zu bewerten, fortschrittliche Recyclingkonzepte oder auch sogenannte „Eco-engineering“-Strategien.

Lebenslauf

Seit 2015
Bosch, Konzernforschung: Megatrends und Zukunftsforschung, Experte zu Klima und Energie; stellv. Leiter des Forschungsportfolios Nachhaltigkeit

2006
Bosch, Geschäftsbereich Automotive Electronics: Projektleiter Steuergeräteentwicklung für ABS & ESP, Gruppenleiter Layout Leiterplatte und Keramik (Reutlingen und Plymouth, USA)

1998
Klima- und Polarforschung: Klimarekonstruktion aus Eisbohrkernen; Promotion über Konzentration und Größenverteilung von Mikropartikeln im NGRIP-Eisbohrkern, Zentralgrönland; Uni Heidelberg und Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven

1992
Studium der Physik; Uni Marburg und University of Alberta in Edmonton (Kanada)

Dr. rer. nat. Urs Ruth

Ausgewählte Publikationen

Publikationen

U. Ruth et al. (2003)

Continuous record of microparticle concentration and size distribution in the central Greenland NGRIP ice core during the last glacial period
  • U.R. et al. …
  • Journal of Geophysical Research, 108 (D3), 2002JD002376
Publikationen

NGRIP Project Members (2004)

High-resolution record of the Northern Hemisphere climate extending into the last interglacial period
  • K.K.A. et al. …
  • Nature, 431, 147-151, 2004
Publikationen

E. W Wolff. et al. (2006)

Southern Ocean sea-ice extent, productivity and iron flux over the past eight glacial cycles
  • E.W.W. et al. …
  • Nature, 440, 491-496, 2006
Publikationen

EPICA Community Members (2006)

One-to-one coupling of glacial climate variability in Greenland and Antarctica
  • C.B. et al. …
  • Nature, 444, 195-198

Ihr Kontakt zu mir

Dr. rer. nat. Urs Ruth
Chief Expert Energie und Klimawandel

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