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Geschichte

Wiederaufbau 1946 - 1959

Hier der Turm der schwer beschädigten ersten Fabrik in Stuttgart (1945)

Am Ende des Zweiten Weltkriegs verlor Bosch zum zweiten Mal die internationalen Standorte. Große Teile der Fertigungsanlagen lagen in Schutt und Asche. Die zwei folgenden Jahrzehnte standen für Wiederaufbau, aber auch für die Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Zeichnung eines Bauarbeiters, der an einem Gebäude arbeitet.

Mit Leiterwagen und Schaufel – Wiederaufbau bei Bosch

Über 50 Prozent der Werkanlagen von Bosch in Deutschland waren nach 1945 durch alliierte Bomben zerstört worden. Als kriegswichtiger Zulieferer für Militärfahrzeuge war Bosch ein strategisches Angriffsziel gewesen. Jetzt hieß es also aufzuräumen, aufzubauen und Arbeit für die Beschäftigten zu beschaffen.

Noch weit nach Kriegsende war manche Zerstörung sichtbar, hier der Turm der schwer beschädigten ersten Fabrik in Stuttgart (1945)
Noch weit nach Kriegsende war manche Zerstörung sichtbar, hier der Turm der schwer beschädigten ersten Fabrik in Stuttgart (1945)
Ein Jahr nach Kriegsende wurde der Aufbau der meisten zerstörten Fabrikanlagen in Stuttgart wieder deutlich sichtbar. (1946)
Ein Jahr nach Kriegsende wurde der Aufbau der meisten zerstörten Fabrikanlagen in Stuttgart wieder deutlich sichtbar. (1946)
Qualitätsprüfung neuer Zündkerzen im Werk Bamberg (1950). Das seit 1902 gefertigte Traditionsprodukt gehörte zu den Schrittmachern des wirtschaftlichen Aufstiegs nach 1945.
Qualitätsprüfung neuer Zündkerzen im Werk Bamberg (1950). Das seit 1902 gefertigte Traditionsprodukt gehörte zu den Schrittmachern des wirtschaftlichen Aufstiegs nach 1945.
Feierlich präsentiert Bosch die einmillionste Dieseleinspritzpumpe im Foyer des Feuerbacher Werks (1950). Hier hatte 1927 auch die Fertigung der des Erfolgsprodukts begonnen.
Feierlich präsentiert Bosch die einmillionste Dieseleinspritzpumpe im Foyer des Feuerbacher Werks (1950). Hier hatte 1927 auch die Fertigung der des Erfolgsprodukts begonnen.
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Zündkerzen und Kochtöpfe – Überleben in der Nachkriegszeit

Um die Mitarbeiter wieder beschäftigen und bezahlen zu können, stellte Bosch in den Ruinen zunächst Kochtöpfe aus Stahlhelmen, Transport-Handwagen oder Regenschirme her. Diese konnten die Mitarbeiter selbst nutzen oder gegen andere nötige Dinge eintauschen. Die ersten anspruchsvolleren Produkte waren Zündkerzen – für alliierte Militärfahrzeuge.

Etwas ganz Neues waren die 1949 eingeführten Blinkleuchten, die hier produziert werden. Sie ersetzten bei Autos die seit 1927 bei Bosch gefertigten Winker zur Richtungsanzeige. (1950)
Etwas ganz Neues waren die 1949 eingeführten Blinkleuchten, die hier produziert werden. Sie ersetzten bei Autos die seit 1927 bei Bosch gefertigten Winker zur Richtungsanzeige. (1950)
Nach Kriegsende besann sich Bosch auf eine alte Stärke: Forschung und Entwicklung, und die Produktinnovationen, die daraus hervorgehen. Für die eigene Materialforschung entwickelten Bosch-Forscher ab 1948 ein Elektronenmikroskop. (1950)
Nach Kriegsende besann sich Bosch auf eine alte Stärke: Forschung und Entwicklung, und die Produktinnovationen, die daraus hervorgehen. Für die eigene Materialforschung entwickelten Bosch-Forscher ab 1948 ein Elektronenmikroskop. (1950)
Qualität war bei Bosch schon immer ein wesentliches Kriterium. Stichprobenhafte Prüfung – wie hier in der Fertigung für Signalhörner – war daher obligatorisch. (1950)
Qualität war bei Bosch schon immer ein wesentliches Kriterium. Stichprobenhafte Prüfung – wie hier in der Fertigung für Signalhörner – war daher obligatorisch. (1950)
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In Personalunion – Testamentsvollstrecker und Geschäftsführer

Robert Bosch war 1942 gestorben. Seine Testamentsvollstrecker bauten das Unternehmen nach 1945 in seinem Sinne und nach seinem letzten Willen wieder auf. Es sollte profitabel sein, einen Teil der Gewinne aber gemeinnützig einsetzen. Hans Walz, führte das Unternehmen bis 1963 als Nachfolger des Unternehmensgründers.

Robert Bosch verfügte in seinem Testament, vier Jahre vor seinem Tod 1942 verfasst, dass das Unternehmen sich „kraftvoll“ weiterentwickeln solle. Er legte sich aber auf keinen Weg fest, sondern gab Eckpunkte vor, anhand derer die Testamentsvollstrecker, das Unternehmen zunächst führten (1954)
Robert Bosch verfügte in seinem Testament, vier Jahre vor seinem Tod 1942 verfasst, dass das Unternehmen sich „kraftvoll“ weiterentwickeln solle. Er legte sich aber auf keinen Weg fest, sondern gab Eckpunkte vor, anhand derer die Testamentsvollstrecker, das Unternehmen zunächst führten (1954)
Hans Walz, der Nachfolger Robert Boschs als Unternehmenschef (1953).
Hans Walz, der Nachfolger Robert Boschs als Unternehmenschef (1953).
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Entkartellierung – die Angst, alles zu verlieren

Das Weltmachtstreben der Nationalsozialisten war nur mit der Unterstützung mächtiger Wirtschaftsunternehmen möglich gewesen. Daher wollten die Alliierten Mächte deutsche Großunternehmen verkleinern, auch Bosch. Das Unternehmen war jedoch organisch gewachsen, seine Einzelteile für sich gesehen nicht überlebensfähig. Am Ende blieb Bosch als Unternehmen weitgehend komplett, musste jedoch seine Patente für alle Konkurrenten offenlegen.

Zum Aufbau des Geschäftes in den 1950er Jahren gehörte für Bosch auch der Rennsport – den „Renndienst“ für Wartungsarbeiten und Ersatzteiletausch gab es schon 1937. Der erfolgreiche Einsatz von Bosch-Technik unter härtesten Bedingungen war eine gute Werbung für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.
Zum Aufbau des Geschäftes in den 1950er Jahren gehörte für Bosch auch der Rennsport – den „Renndienst“ für Wartungsarbeiten und Ersatzteiletausch gab es schon 1937. Der erfolgreiche Einsatz von Bosch-Technik unter härtesten Bedingungen war eine gute Werbung für Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.
Die nächtlich beleuchtete Bosch-Zentrale in der Stuttgarter Breitscheidstraße (1951). Hier verhandelten Bosch-Manager und Alliierte Vertreter im Dekartellierungsverfahren hart um die Zukunft des Unternehmens.
Die nächtlich beleuchtete Bosch-Zentrale in der Stuttgarter Breitscheidstraße (1951). Hier verhandelten Bosch-Manager und Alliierte Vertreter im Dekartellierungsverfahren hart um die Zukunft des Unternehmens.
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Zeichnung einer stilisierten Weltkugel mit den Wahrzeichen großer Metropolen.

„Made all over the world“– neue Wege zum internationalen Unternehmen

Vor der Machergreifung Hitlers lag der internationale Umsatz von Bosch bei über 50 Prozent, nach 1945 aber fast bei Null, und die internationalen Besitzungen von Bosch waren enteignet. Dank guter Beziehungen zu langjährigen Partnern und wegen schnell wachsender Märkte in Ländern wie Brasilien oder Indien gelang der weltweite Aufbau allmählich. Aber erst 1960 lag der internationale Umsatzanteil von Bosch wieder bei über 20 Prozent.

In den 1950er Jahren wurde noch hauptsächlich in Deutschland gefertigt. Für den Export in alle Welt war eine ausgeklügelte Transportlogistik nötig. Diese Paketförderanlage zeigt den damals neuesten Stand der Technik. (1951)
In den 1950er Jahren wurde noch hauptsächlich in Deutschland gefertigt. Für den Export in alle Welt war eine ausgeklügelte Transportlogistik nötig. Diese Paketförderanlage zeigt den damals neuesten Stand der Technik. (1951)
Ab den 1950er Jahren baute Bosch Fertigungen in aller Welt auf. Der Bosch-Standort in Clayton bei Melbourne versorgte die australische Autoindustrie mit Kraftfahrzeugelektrik wie Zündsystemen, Scheibenwischanlagen, Hörnern, Generatoren, Startern und Beleuchtung. (1960)
Ab den 1950er Jahren baute Bosch Fertigungen in aller Welt auf. Der Bosch-Standort in Clayton bei Melbourne versorgte die australische Autoindustrie mit Kraftfahrzeugelektrik wie Zündsystemen, Scheibenwischanlagen, Hörnern, Generatoren, Startern und Beleuchtung. (1960)
Das Bosch-Forschungsfahrzeug im Hof des Stuttgarter Fuhrparks ist mit unzähligen Varianten von Scheinwerfern und Hörnern für den Einsatz in aller Welt bestückt. Zweck war die Praxiserprobung im Straßenverkehr. (1954)
Das Bosch-Forschungsfahrzeug im Hof des Stuttgarter Fuhrparks ist mit unzähligen Varianten von Scheinwerfern und Hörnern für den Einsatz in aller Welt bestückt. Zweck war die Praxiserprobung im Straßenverkehr. (1954)
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Formschöner Wunschtraum – Technik zum Konsum

In den frühen 1950er Jahren brachte Bosch Produkte auf den Markt, die den deutschen und westeuropäischen Wirtschaftsaufschwung widerspiegelten und den Konsumdrang der Menschen nach dem Ende schwerer Zeiten befriedigten. Beispiele sind Küchenmaschinen oder Bohrmaschinen für Heimwerker. Bewährtes wie Autoradios wurden zu Millionensellern.

Zu neuen Produkten gehörten in den 1950er Jahren Waschmaschinen. Hier der Titel einer Werbebroschüre von 1958.
Zu neuen Produkten gehörten in den 1950er Jahren Waschmaschinen. Hier der Titel einer Werbebroschüre von 1958.
Schon 1933 hatte Bosch den ersten Kühlschrank auf den Markt gebracht, doch erschwinglich wurden Kühlgeräte erst mit den Zeit und Geld sparenden Massenproduktionsmethoden der Nachkriegszeit. (1958)
Schon 1933 hatte Bosch den ersten Kühlschrank auf den Markt gebracht, doch erschwinglich wurden Kühlgeräte erst mit den Zeit und Geld sparenden Massenproduktionsmethoden der Nachkriegszeit. (1958)
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Die Bosch-Küchenmaschine

Verkaufsszene mit Küchenmaschine aus dem Stuttgarter Verkaufshaus (1962)

Die „Neuzeit“ in der Küche

Die Bosch-Küchenmaschine hatte bei ihrer Einführung zwei Bezeichnungen. Ihre Typbezeichnung war „Neuzeit“ und in der Werbung nannte man sie „Helfer der Landfrau“. Den Kunden in urbanen Räumen wurde ein neues Zeitalter der modernen, alles erleichternden Hausgerätetechnik versprochen.

Für ländliche Haushalte war es der Umfang, in dem die Maschine die Verarbeitung von großen Mengen Lebensmitteln in ländlichen Haushalten erleichterte. Ein Grund waren die oft großen Haushalte mit vielen Kindern, ein anderer die Notwendigkeit, für den eigenen Haushalt geerntetes Gemüse und Obst schnell für die Konservierung vorzubereiten – etwa durch das Einfrieren von Portionen in der Tiefkühltruhe oder das Herstellen von Marmelade.

Die Funktionen der „Neuzeit“ waren vielfältig: Vom Schneiden, Teigkneten, Raspeln und Auspressen bis zum Kartoffelschälen.

Foto: Verkaufsszene mit Küchenmaschine aus dem Stuttgarter Verkaufshaus (1962)

Bewährtes Neues etablieren – Die Benzineinspritzung im Auto

Der Gutbrod Superior war der erste Personenwagen mit Bosch-Benzineinspritzung. Sie senkte den Verbrauch gegenüber dem Vergaser um bis zu 20 Prozent und steigerte die Leistung. (1952)
Der Gutbrod Superior war der erste Personenwagen mit Bosch-Benzineinspritzung. Sie senkte den Verbrauch gegenüber dem Vergaser um bis zu 20 Prozent und steigerte die Leistung. (1952)

Technisch waren viele Bosch-Produkte noch auf Vorkriegsniveau. Die Konkurrenzfähigkeit ließ sich aber nur mit Neuerungen aufbauen und erhalten. Benzineinspritzung, von Bosch für Flugmotoren entwickelt, wanderte Anfang der 1950er Jahre als Innovation ins Automobil, brauchte aber Jahrzehnte, bis sie Standard wurde.

Die Bosch-Combi

Ein „Bosch-Combi“ für den Heimwerker – praktisch im Koffer zur Mitnahme (1952)

Das Elektrowerkzeug für Zuhause

Die Heimwerkerwelle verschaffte Bosch einträgliche Geschäfte. Die „Bosch-Combi“, 1952 vorgestellt, war ein Elektrowerkzeug, das sich mit den entsprechenden Aufsätzen in völlig unterschiedlicher Weise verwenden ließ: als Bohrer, Schrauber, Schleifer, ja sogar als Heckenschere. Dieses Angebot ließ in Europa ein völlig neues Geschäftssegment in der damals vorwiegend männlichen Kundschaft wachsen: das „Heimwerken“, meist im häuslichen Keller oder der Garage.

Ein komplettes Set mit Standardaufsätzen gab es im Koffer zu kaufen oder im Holzschrank zur Wandmontage. Damit baute Bosch neben dem Geschäft mit Profi-Werkzeugen für Baustellen, wie dem Bohrhammer, ein zweites Standbein der Elektrowerkzeugsparte auf.

Foto: Ein „Bosch-Combi“ für den Heimwerker – praktisch im Koffer zur Mitnahme (1952)

Elektronik – ein Geschäftsfeld mit Folgen

Mit der Entwicklung elektronischer Bauteile begann Bosch Mitte der 1950er Jahre. Das erste Bauteil, die „Variode“, fertigte Bosch ab 1958. Transistoren folgten, ab 1970 auch Integrierte Schaltungen. Kritisch von ihren Skeptikern beäugt und enthusiastisch von Ihren Verfechtern weiter entwickelt, entstand hier die Keimzelle der Elektronik, heute ein Kerngeschäftsfeld von Bosch.

Ein unscheinbares Bauteil – kaum erbsengroß und nicht zu sehen auf dem Foto des Generatorenreglers: Ab 1958 in Serie, trug das neuartige Halbleiterelement zur besseren und gleichmäßigeren Beladung der Batterie durch den Generator bei – vor allem im Leerlauf bei stehendem Verkehr.
Ein unscheinbares Bauteil – kaum erbsengroß und nicht zu sehen auf dem Foto des Generatorenreglers: Ab 1958 in Serie, trug das neuartige Halbleiterelement zur besseren und gleichmäßigeren Beladung der Batterie durch den Generator bei – vor allem im Leerlauf bei stehendem Verkehr.
Die Basis für die ersten Elektronik-Bauteile von Bosch waren anfangs Kristalle aus Germanium, später aus Silizium. Im Bild die Herstellung eines Germaniumkristalls. (1961)
Die Basis für die ersten Elektronik-Bauteile von Bosch waren anfangs Kristalle aus Germanium, später aus Silizium. Im Bild die Herstellung eines Germaniumkristalls. (1961)
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