Wie in „Blade Runner 2049“: Werden Autos das Fliegen lernen?
Flugtaxis und wie realistisch ihre technische Umsetzung ist
Im Hollywoodfilm „Blade Runner 2049“ bewegen sich die Menschen in fliegenden Autos durch die Städte. Wie realistisch sind solche Luftfahrzeuge und wann könnte diese Vision Wirklichkeit werden? Bosch-Experte Marcus Parentis gibt Antworten.
Blade Runner 2049
Los Angeles im Jahr 2049: Der Himmel ist von düsteren Wolken verhangen, die das Sonnenlicht kaum durchdringt. Dafür tauchen schrille Werbetafeln und flackernde Hologramme die Metropole in einen grellen Schein. Aus dem dichten Smog erheben sich gigantische Hochhäuser. Echte und künstlich erschaffene Menschen, sogenannte Replikanten, leben weitgehend friedlich zusammen. Allerdings machen „Blade Runner“, wie Officer K vom Los Angeles Police Department, Jagd auf einzelne Replikanten-Modelle, die wegen ihrer unbegrenzten Lebensdauer für illegal erklärt wurden. Bei seinen Einsätzen bewegt sich Officer K in einem „Spinner“ genannten Flugauto fort.
Dieser Spinner ist der heimliche Star des Films. Das Flugauto kann senkrecht starten und landen und fliegt meist mehrere hundert Meter über dem Boden. Angetrieben wird es von einem Düsentriebwerk am Heck. Officer K nutzt den Spinner sowohl für Kurzstrecken in Los Angeles, als auch auf der Langstrecke, etwa um damit nach San Diego zu fliegen. Das Flugauto kann sich aber nicht nur durch die Luft bewegen, sondern dank dreier Räder auch am Boden fahren.
Ich denke, dass es ab dem Jahr 2023 die ersten kommerziellen Flugtaxis geben wird.
Per Flugtaxi schneller vorankommen
Über Staus hinweg und zwischen Hochhäusern hindurchfliegen – laut Marcus Parentis soll das in ein paar Jahren möglich sein. „Ab 2023 werden die ersten Flugtaxis in manchen Großstädten zur Verfügung stehen“, prognostiziert er. Wir reden hier von sogenannten eVTOLS (electric Vertical Take Off and Landing) Fluggeräten. Bereits 2017 wurden in Dubai die ersten Tests mit unbemannten Flugtaxis erfolgreich durchgeführt. Die Metropole gilt in dieser Hinsicht als Vorreiter. Doch auch europäische Städte wie Ingolstadt oder Dallas und Los Angeles in den USA wollen Wegbereiter des futuristischen Transportservices sein und testen erste Prototypen. Dass sich private Flugautos in den kommenden Jahren durchsetzen werden, hält Parentis jedoch für unrealistisch: „Momentan geht der Trend in der Automobilindustrie und auch bei der Entwicklung von urbanen Fluggeräten hin zur Shared Mobility“, erklärt er.
Wie im Film „Blade Runner 2049“ werden die Flugtaxis der Zukunft voraussichtlich senkrecht starten und landen. Knapp 400 Meter über dem Boden sollen sie in festen Flugkorridoren zwischen speziellen Plattformen, sogenannten Hubs, hin- und herfliegen. „In der Anfangsphase sitzen noch menschliche Piloten am Steuer, doch diese werden relativ schnell durch autonome Flugsysteme ersetzt“, glaubt Parentis und ergänzt: „Ich wage sogar zu behaupten, dass wir früher autonom fliegen als autonom fahren werden. Denn in der Luft ist die Verkehrssituation übersichtlicher als auf der Straße, dort gibt es beispielsweise keine Baustellen.“
Doch wer wird sich das überhaupt leisten können? Parentis ist zuversichtlich: „Sobald die Infrastruktur für Lufttaxis hinreichend ausgebaut ist, könnten Passagiere im Flugtaxi vermutlich zu Preisen mitfliegen, die vergleichbar zu jenen eines normalen Autotaxis sind“, meint er. Für Zulieferer ist es daher wichtig, zuverlässige Technik zu geringen Kosten zu bieten. Aktuell kostet eine Sensorlösung in der Luftfahrt mehrere zehntausend Euro, was natürlich die Kosten für die Fahrten verteuert. „Genau da kommen wir mit unserer MEMS-Sensorbox von Bosch ins Spiel. Wir wollen mit dieser Lösung unseren Teil dazu beitragen, die Taxiluftfahrt für jedermann erschwinglich zu machen“, sagt Marcus Parentis.
Damit Flugtaxis durch die Städte fliegen können, müssen sie möglichst leise sein. „Deshalb werden sie nicht wie im Film „Blade Runner 2049“ durch ein Düsentriebwerk, sondern durch einen Elektromotor angetrieben“, erklärt Parentis. Die Entwicklung solcher Fluggeräte wurde erst durch den technischen Fortschritt der vergangenen zehn Jahre möglich, beispielsweise im Bereich der Batterie- und Sensortechnik, der Leistungselektronik und durch die zunehmende Rechenleistung von Prozessoren. Inzwischen arbeiten große Luftfahrtkonzerne wie Boeing und Airbus sowie verschiedene Automobilfirmen an elektrisch betriebenen Flugtaxis. Aber auch Startups spielen eine wichtige Rolle. „Weltweit sind seit 2017 knapp eine Milliarde Euro in den Markt für Flugtaxis investiert worden“, sagt Parentis.
„Weltweit sind seit 2017 knapp eine Milliarde Euro in den Markt für Flugtaxis investiert worden“, sagt Parentis. Mittlerweile ist das Team um Herrn Parentis mit den vielversprechendsten Unternehmen aus der Startup-, Automobil- und Flugzeugbranche in Kontakt. Für alle diese Akteure ist Bosch als Zulieferer ein wichtiger Partner: „Gefragt sind vor allem unsere Radar- und Ultraschallsensoren , aber auch Mikro Elektro Mechanische Systeme (MEMS), die zur Kontrolle der Fluglage und für die Navigation wichtig sind“, berichtet Parentis. Diese Produkte haben sich bereits in der Automobilindustrie und in Drohnen bewährt. In ein paar Jahren könnten sie auch zur Serienausstattung von Flugtaxis gehören. Vielleicht wird irgendwann sogar der Traum vom persönlichen Fluggerät für jeden Einzelnen wahr. Dann könnte man wie in „Blade Runner“ nur wenige Schritte von der Haustüre entfernt einsteigen und einfach abheben.
Mittlerweile ist das Team um Marcus Parentis mit den vielversprechendsten Unternehmen aus der Startup-, Automobil- und Flugzeugbranche in Kontakt. Für alle diese Akteure ist Bosch als Zulieferer ein wichtiger Partner. Das Universialsteuergerät für Flugtaxis von Bosch kombiniert dutzende Mikroelektromechanische Systeme (MEMS) auf kleinstem Raum, sodass sich Lufttaxis jederzeit orten und sicher steuern lassen. Neben Beschleunigungssensoren, die die Bewegungen des Fluggerätes messen, erfassen Drehratensensoren dessen Neigungswinkel und Magnetfeldsensoren die Ausrichtung. Drucksensoren ermitteln über den barometrischen Druck die Flughöhe und über den Staudruck die aktuelle Geschwindigkeit. Die verbauten MEMS-Sensoren haben sich bereits seit Jahren in der Automobilindustrie bewährt. In naher Zukunft könnten sie auch zur Serienausstattung von Flugtaxis gehören. Vielleicht wird irgendwann sogar der Traum vom persönlichen Fluggerät für jeden Einzelnen wahr. Dann könnte man wie in „Blade Runner 2049“ nur wenige Schritte von der Haustüre entfernt einsteigen und einfach abheben.
Im Fokus
Marcus Parentis, Leiter des Teams bei Bosch zum Thema „Urban Air Mobility“
Marcus Parentis hat eine Ausbildung zum Industrieelektroniker sowie ein Studium der Technischen Informatik abgeschlossen und beschäftigt sich seit 2004 mit der Entwicklung von Multikoptersystemen. Bereits 2015 wurde er hierfür zentraler Ansprechpartner bei Bosch. Im darauffolgenden Jahr gründete er sein erstes internes Start-up, welches im Bereich Sicherheitstechnik Multikopterlösungen als Servicedienstleistung anbot. Seit 2017 verfolgt Herr Parentis das Thema Flugtaxi, welches seinen Ursprung im Bereich Home of Innovation and Start-up hatte. Das Team besteht mittlerweile aus mehr als 15 Kollegen weltweit und unterstützt Unternehmen im Bereich Urban Air Mobility.
Fazit
Science-Fiction? Nein, Science-Fact: Flugautos wie im Film „Blade Runner 2049“ sind technisch schon heute möglich. Die ersten Flugtaxis sollen ab dem Jahr 2023 abheben und zwischen vordefinierten Start- und Landeplattformen hin- und herfliegen.