Neue Mobilitätsservices mit KI-Gehirn
Im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Mobility Innovation Center bei DiDi
16.01.2020
DiDi transportiert 10 Milliarden Fahrgäste pro Jahr. Wie optimiert der chinesische Transportdienstleister seine Service-Angebote? Aries Liu, Geschäftsführer des Mobility Innovation Center, erklärt das „DiDi-Gehirn“.
48,8 Milliarden Kilometer, fünf Mal von der Erde zum Planeten Neptun und zurück – diese Strecke waren Kunden des Mobilitätsdienstleisters DiDi weltweit allein im Jahr 2018 unterwegs. Das chinesische Unternehmen ist damit die Nummer eins unter den Fahrdienstvermittlern. Rund 7,5 Milliarden Fahrten organisiert der Marktführer pro Jahr über seine digitale Transportplattform – fast doppelt so viele wie der US-amerikanische Anbieter Uber. Dabei geht es für DiDi um mehr als bloße Taxidienste. „Wir steuern mittlerweile rund 30 Millionen Bewegungen am Tag und das global“, sagt Aries Liu.
Ein umfangreiches Angebot an Mobilitätsservices
Bewegungen heißt für Liu: Neben der Vermittlung von traditionellen Taxifahrten und Carsharing geht es bei DiDi auch um Busfahrten, E-Bike-Angebote und Fahrdienste für Unternehmen. DiDi schickt auch gerne einen Fahrer, um den Kunden in dessen Auto nach Hause zu chauffieren. Zudem hilft die DiDi-Plattform bei der Parkplatzsuche, findet günstige Tankstellen und schlägt Versicherungsdienste vor. „Aktuell bietet DiDi 15 verschiedene Services an“, sagt Liu.
Eine Mobilitäts-App gegen zahlreiche Herausforderungen
Das 2012 gegründete Unternehmen ist noch jung, aber Aries Liu sieht DiDi bereits als Mitgestalter einer gesellschaftlichen Entwicklung: „Wir haben uns dazu verpflichtet, gemeinsam mit der Politik und der Taxi-Branche zusammenzuarbeiten, um die Herausforderungen im Bereich Verkehrswesen und Umweltschutz zu lösen.“ Das rasche Wachstum der Städte bringt laut Liu große Herausforderungen mit sich, unter anderem Stauprobleme und Umweltverschmutzung.
„Durch die App für unsere Transportplattform machen wir das komplexe Verkehrswesen einfacher.“ Pro Jahr rechnet DiDi mit einem Anstieg von zehn Milliarden gefahrenen Kilometern, die über die digitale Transportplattform gebucht werden. Die dabei gesammelten Daten will das Unternehmen nutzen, um seine app-basierten Mobilitätsservices weiter auszubauen und zu verbessern.
36 Millionen
Carsharing-Nutzer wird es voraussichtlich im Jahr 2025 geben. Im Jahr 2015 waren es noch 7 Millionen.
(Frost&Sullivan, Statista 2018)
Effizienter dank Künstlicher Intelligenz – das „DiDi Brain“
Im besten Fall profitieren Gesellschaft und Unternehmen gleichermaßen von der Datenanalyse: „Derzeit gewinnt DiDi mehr als hundert Terabyte an Daten zu neuen Orten und für die Routenplanung.“ Diese Daten sammelt der Mobilitätsdienstleister im sogenannten “DiDi Brain”, einem KI-System, das laut Liu für die Big-Data-Entwicklungsstrategie von DiDi verantwortlich ist – „einschließlich Big-Data-Analyse und maschinellem Lernen, wodurch wir die Transportplattform automatisieren und effizienter machen.“
Vernetzte Mobilitätsdienste – mehr Daten, verbesserte Mobilität
Bei dieser Entwicklung vertraut DiDi auf die Ausbreitung von IoT-Systemen. „Das Internet der Dinge wird bei der Entwicklung von KI-Systemen eine wichtige Rolle spielen. IoT-Systeme kann man beispielsweise einsetzen, um Anwendungen im Bereich der Mobilität auszuweiten.“ Durch die steigende Vernetzung wächst der Datenschatz, auf dessen Basis wichtige Entscheidungen getroffen werden können: Zum Beispiel über die optimierte Taktung von Bussen und Bahnen, der Schaffung neuer Mobilitätsangebote in bestimmten Stadtgebieten oder einer Verdichtung von Bike- oder Carsharing-Kontingenten zu bestimmten Uhrzeiten.
31 Partner in der Automobilindustrie
Mit einer weiteren Anwendung will DiDi künftig auch Flottenkunden erreichen. Dabei soll ein Gesamtpaket, von Leasing und Finanzierung über den Verkauf von Fahrzeugen bis zum technischen Service samt komplettem Flottenmanagement, angeboten werden. Und das Unternehmen, das intensiv an der durchdringenden Vernetzung der Mobilität arbeitet, vernetzt sich auch selbst.
31 Allianzen mit Partnern aus der Automobilindustrie hat DiDi mittlerweile geschlossen. So können beispielsweise Elektroautos großer Autofirmen in die DiDi-Plattform integriert werden. DiDi ist damit einer der global wichtigsten Akteure, wenn es um die Umsetzung von Mobilitätskonzepten der Zukunft geht.
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Im Fokus
Aries Liu
Geschäftsführer des Mobility Innovation Centers von DiDi
Wir glauben, dass ein Großteil von Strecken in Zukunft durch Shared Mobility zurückgelegt wird.
Aries Liu ist Geschäftsführer des Mobility Innovation Center bei DiDi. Er ist Vorstandsmitglied mehrerer Joint Ventures zwischen DiDi und Unternehmen der Automobilindustrie. Er war für den Aufbau der "D-Alliance" verantwortlich. Mit dieser strategischen Allianz baute DiDi das Kooperations-Ökosystem mit Akteuren der Automobilindustrie auf.
Fazit
DiDi, der größte Mobilitätsdienstleister der Welt, will die Möglichkeit der gesammelten Datenmengen nutzen, um die Mobilität der Zukunft mit einem umfassenden Angebot an neuen Mobilitätsservices aktiv mitzugestalten. Die Künstliche Intelligenz des „DiDi-Gehirns“ spielt dabei eine große Rolle – ebenso wie strategische Partnerschaften mit der Automobilindustrie.