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Forschung

Erfolgreiche Kooperation mit US-Universitäten

Student im Bosch Research and Technology Center arbeiten mit einem Roboter

Das Bosch Research and Technology Center Nordamerika (RTC-NA) forscht im Silicon Valley an Zukunftstechnologien – von der Sprachsteuerung bis zur Brennstoffzelle. Hauke Schmidt, der Leiter des RTC-NA, setzt dabei auf Kooperationen mit US-Universitäten. Er erklärt, welche Vorteile sich dadurch ergeben und wie Bosch Mitarbeiter und Universitäten gemeinsam Roboter mit einem Tastsinn ausstatten.

Bosch Research and Technology Center (RTC), Sunnyvale, Silicon Valley

Das Silicon Valley gehört zu den innovativsten Regionen der Welt. In der San Francisco Bay Area haben sich viele große IT- und High-Tech-Firmen sowie zahlreiche Start-ups angesiedelt. Bosch ist seit 1999 mit einem eigenen Forschungs- und Technologiezentrum vor Ort. Mit nur drei Mitarbeitern wurde damals in der Stadt Palo Alto, Kalifornien, die erste Forschungsniederlassung außerhalb Europas gegründet. Heute arbeiten rund 200 Mitarbeiter im Bosch Research and Technology Center (RTC) am neuen Standort Sunnyvale. Dieser wurde 2018 bezogen und liegt im Herzen des Silicon Valley. Weitere Bosch Research and Technology Center gibt es außerdem noch in Pittsburgh und in Boston.

Seit seiner Gründung hat das Bosch-Team aus dem Silicon Valley viele wichtige Impulse in das Gesamtunternehmen eingebracht, etwa im Bereich des autonomen Fahrens oder des Data Minings, dem Vorläufer der Forschung an Künstlicher Intelligenz. Dass ständig frische Ideen sprudeln, liegt auch an der engen Kooperation zwischen Bosch und hochrangigen US-Universitäten.

Studentin im Bosch Research and Technology Center vor einem Computer

Im Jahr 2005 nahm Bosch beispielsweise zusammen mit der Universität Stanford und Volkswagen an der DARPA Grand Challenge teil. Diesen Wettbewerb hatte die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) veranstaltet, eine Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums. Dabei mussten automatisiert fahrende Fahrzeuge rund 200 Kilometer in der Mojave-Wüste zurücklegen. Das Fahrzeug des Stanford-Teams kam dabei als erstes ins Ziel und bescherte der Universität das Preisgeld von zwei Millionen US-Dollar.

Beide Seiten profitieren

„Direkt nach der Gründung unseres Standortes haben wir begonnen, mit Dozenten und Studenten von US-Universitäten zusammenzuarbeitet,“ sagt Hauke Schmidt, der Leiter des Bosch Research and Technology Centers im Silicon Valley. Heute forschen Bosch Mitarbeiter aus fünf Bereichen gemeinsam mit mehreren US-Universitäten, darunter Elitehochschulen wie die Universität Stanford, die Carnegie Mellon Universität (CMU) oder das Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: „Die Dozenten an den Hochschulen können sich bei ihrer Forschung an praxisnahen Anwendungsfällen orientieren. Im Gegenzug erhalten wir durch sie wertvolle Impulse aus der universitären Forschung. Manche der Studenten steigen nach ihrem Abschluss auch als Mitarbeiter bei uns ein.“ Die Bandbreite der Projekte reicht unter anderem von Datensicherheit über Brennstoffzellen bis zur Sprachsteuerung. Das Ziel ist aber stets dasselbe: Die Forschungsergebnisse sollen neue Bosch Produkte hervorbringen oder in bereits bestehende Produkte mit einfließen.

„Wir bringen Industrierobotern quasi das Fühlen bei."
Hauke Schmidt

Langfristige Partnerschaften

In einem aktuellen Projekt forscht Bosch zusammen mit der kalifornischen Universität Berkeley im Bereich Robotik. „Wir bringen Industrierobotern quasi das Fühlen bei“, sagt Schmidt. Allerdings geht es dabei nicht um Emotionen, sondern um das richtige „Fingerspitzengefühl“. Heute werden Industrieroboter normalerweise kontrolliert in die gewünschte Position gebracht. Dabei werden diese Positionen des Roboters in den einzelnen Arbeitsschritten aufwändig vorprogrammiert oder mittels Sensoren, beispielsweise Videokameras, bestimmt. In ihrem Projekt gehen Bosch Mitarbeiter und Doktoranden aus Berkeley nun einen neuen Weg: Sie messen die Kraft, die durch die Robotergelenke fließt, indem sie die Kraftströme in den Gelenkmotoren messen. Mithilfe von lernenden Systemen ist es ihnen möglich, diese zu kontrollieren.

Ein Roboter, der beispielsweise die Aufgabe hat, ein Bauteil auf einen Träger zu stecken, lernt so durch ständige Wiederholungen selbstständig, in welchem Winkel und mit wie viel Kraft er seine Aufgabe am besten erledigen kann. „Diese Technologie hilft, die Herstellungskosten von Industriebrobotern zu senken, weil man in vielen Fällen auf eine langwierige Programmierung und teure Kamerasysteme verzichten kann“, erklärt Schmidt. Und noch einen Vorteil hat diese sogenannte taktile Steuerung: Durch sie könnte man Roboter flexibler in unterschiedlichen Umgebungen einsetzen. Steht beispielsweise eine Palette mit Fertigungsmaterial nicht in der optimalen Distanz zum Roboter, ist das kein Problem: Denn mithilfe seines Tastsinns orientiert sich der Roboter neu, kann die Palette finden und anschließend weiterarbeiten.

Studenten im Bosch Research and Technology Center arbeiten mit einem Roboter

Hauke Schmidt schätzt an den US-Universitäten die große Offenheit, sowohl untereinander als auch mit Wirtschaftsunternehmen zu kooperieren. Viele Studenten würden sehr unternehmerisch denken und wertvolle Sichtweisen in die Projekte einbringen. Die Hochschulen schätzen wiederum das langfristige Engagement von Bosch. „Wir wissen, dass wir manchmal jahrelang in einem Themengebiet zusammenarbeiten und es vertiefen können, weil wir langfristige Partnerschaften aufgebaut haben“, sagt Schmidt. Diese Partnerschaften zahlen sich aus – denn schließlich sind sie ein guter Nährboden für künftige Innovationen.

Hauke Schmidt, 55, Leiter des Bosch Research and Technology Centers

Hauke Schmidt, Leiter des Bosch Research and Technology Centers

Hauke Schmidt studierte Elektrotechnik in Braunschweig und promovierte 1994 im Fachbereich Neuroinformatik an der Universität Ulm. Er arbeitet seit über 30 Jahren bei Bosch und etablierte während dieser Zeit unter anderem das industrielle Data Mining als Standardprozess bei Bosch. Inzwischen leitet er das Bosch North America Research and Technology Center am Standort Sunnyvale in Kalifornien.

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