So revolutionieren stationäre Brennstoffzellen die Stromversorgung
Der Klimawandel stellt die Menschheit vor große Herausforderungen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an elektrischer Energie weltweit. Bosch liefert mit seinen klimafreundlichen stationären Festoxid-Brennstoffzellen (Solid Oxide Fuel Cells, kurz SOFC) den Schlüssel zur Energiewende.
Globaler Stromhunger
Immer mehr Elektrofahrzeuge werden zugelassen. Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran, im privaten Bereich wie in der Industrie. Internet der Dinge, Big Data, zunehmende Elektrifizierung der Gebäude zum Beispiel durch Wärmepumpen und die zunehmende Elektrifizierung der Industrie: Damit solche zukunftsweisenden Technologien mit hohem Strombedarf auch mit dem Schutz des Klimas zu vereinbaren sind, bedarf es einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung. Die Lösung kommt von Bosch mit der stationären Festoxid-Brennstoffzelle.
Sie erzeugt in einem elektrochemischen Prozess Strom und zusätzlich Wärme. Den Prototypen hat der britische Brennstoffzellenspezialist Ceres Power entwickelt. Bosch hat aus dieser revolutionären Innovation ein universell einsetzbares, leistungsstarkes und in Serie produzierbares System gemacht. Damit kann der globale Stromhunger nachhaltig gestillt werden. Am Industrialisierungsprozess des SOFC-Systems beteiligt ist die Bosch-Ingenieurin Havva Ana Göcmen.
Es begeistert mich, das SOFC-System von der Musterphase bis zum fertigen Serienprodukt zu entwickeln.
Gerüstet für eine klimafreundliche Zukunft
Die stationäre Festoxid-Brennstoffzelle wird im Idealfall mit Wasserstoff betrieben. Steht in der Zukunft ausreichend regenerativ erzeugter Wasserstoff zur Verfügung und sind Gasleitungen für dessen Transport gerüstet, wird das SOFC-System vollends zum Schlüssel der Energiewende: Der CO2-Ausstoß sinkt dann auf null. Eine Zukunftstechnologie, die schon in der Gegenwart funktioniert: Schon jetzt kann das SOFC-System auch mit Erdgas, Biogas oder einer Mischung mit Wasserstoff genutzt werden und ist damit anderen Stromlieferanten in puncto Umweltfreundlichkeit deutlich überlegen. Denn Stickoxide oder Partikel im Abgas fallen nicht an. Und beim Betrieb mit Erdgas sind die CO2-Emissionen um annähernd 40 Prozent geringer als beispielsweise im deutschen Strommix.
Preisgekröntes Konzept
Mit seinem kreativen Gesamtkonzept hat das SOFC-System im November 2020 den Innovationspreis der Deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie „Innovative Produkte“ gewonnen. „Diese Technologie eignet sich hervorragend für den Aufbau eines dezentral organisierten Stromnetzes“, heißt es in der Begründung. Denn: Bei der elektrischen Effizienz ist die SOFC Spitzenreiter. Das System erreicht einen elektrischen Wirkungsgrad von rund 60 Prozent, bei zusätzlicher Nutzung der entstehenden Wärme einen Gesamtwirkungsgrad bis zu 90 Prozent. Zum Vergleich: Ein Kohlekraftwerk kommt auf 40 Prozent, ein Gaskraftwerk auf 45 Prozent. Durch die Vernetzung beliebig vieler Einzelgeräte lassen sich „virtuelle Kraftwerke“ bilden.
Sie können als Gesamtorganismus auf einen stark schwankenden Strombedarf reagieren und diesen bedienen. Dadurch eignen sich die SOFC-Anlagen beispielsweise für die Stromversorgung von kommerziellen Gebäuden, Industrie, Rechenzentren, Kliniken oder für moderne Stadtquartiere.
Vorbereitungen für Produktionsstart laufen auf Hochtouren
Bis zum geplanten Produktionsstart gibt es noch viel zu tun. In den Industrialisierungsprozess fließt sowohl bei der Weiterentwicklung der Brennstoffzellen-Architektur als auch im Hinblick auf die späteren Produktionsprozesse das Know-how von Bosch aus verschiedenen Bereichen ein, die eine Fertigung im großen Maßstab erst möglich machen. Essentiell sind zum Beispiel die jahrzehntelangen Erfahrungen in der Herstellung von keramischen Bauteilen. Das Beschichten von Metall mit Keramik ist ein technisch sehr anspruchsvolles Verfahren, das beispielsweise bei Produkten wie Lambdasonden für Autos und Motorräder angewendet wird. Es wird nun für die Fertigung der metallgestützten Brennstoffzellen optimiert. Havva Ana Göcmen und ihr Team sorgen darüber hinaus dafür, dass die spätere Produktionslinie schlank und effizient gestaltet ist. Damit Bosch die SOFC-Systeme serienmäßig bauen und kostengünstig anbieten kann, investiert das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag.
Die Zukunft der Energieversorgung geht in Serie
Die Bosch-Ingenieurin Havva Ana Göcmen, die das Entwicklungsteam für einen Bereich des SOFC-Systems im Werk Bamberg leitet, schafft zurzeit die optimalen Voraussetzungen für die Serienfertigung der handtellergroßen Festoxid-Brennstoffzellen. Sie und ihr Team arbeiten zum Beispiel an kürzeren Taktzeiten und an der Automatisierung der Produktionsabläufe und Prüfprozesse. So können unter anderem Kosten gesenkt werden. In Bamberg werden die Brennstoffzellen künftig in großem Stil hergestellt und jeweils mehrere Hundert davon zu Stacks (deutsch: Stapeln) verbunden. Diese leistungsfähigen Stacks bilden das Herzstück der SOFC-Systeme. Die weiteren Produktionsschritte bis zum fertigen Gerät erfolgen anschließend an den Bosch-Standorten Homburg und Wernau.
Wasserstoff wird in den kommenden Jahren die Planungen der meisten Energieversorger in Deutschland beeinflussen.
Erste Pilotanlage in Bamberg
Um mit dem SOFC-System erste Erfahrungen zu sammeln, kooperierte Bosch unter anderem mit den Stadtwerken Bamberg. Am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Bamberg wurde in der ehemaligen Fahrkartenverkaufsstelle ein Gerät installiert. Markus Ziegler, Technischer Leiter Fernwärmeversorgung, hat das Projekt in enger Absprache mit Bosch realisiert. Die stationären Brennstoffzellen sind leise und vibrationsarm, miteinander vernetzbar und dadurch ausfallsicher – betrieben mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff sehen die Stadtwerke Bamberg darin die Kraftwerke der Zukunft.
Der Strom der Brennstoffzelle Strom wurde im Pilotzeitraum ins öffentliche Netz eingespeist. Die entstehende Wärme nutzten die Betreiber der Bäckerei im ZOB, um die Räume zu heizen und Warmwasser zu bereiten. Diesem ersten Pilotprojekt am ZOB in Bamberg sind inzwischen zahlreiche weitere SOFC-Pilote im Gebäude- und dem Industriesektor sowie in Rechenzentren gefolgt. Sie alle liefern wertvolle Erkenntnisse zur bevorstehenden Serienfertigung – für die Zukunft der Energieversorgung.
Erfahren Sie mehr zu den Pilotprojekten des Bosch SOFC-Brennstoffzellensystems