25 Jahre Bosch Regionalgesellschaft in China
Vom „Mr. Bosch“ zum Headquarter
Seit 1909 ist Bosch in China präsent, mit Höhen und Tiefen, bis zur heutigen Präsenz mit über 60 000 Mitarbeitenden. Das Jahr 1999 markiert ein neues Kapitel. In China entstand eine Dachorganisation als Anlaufpunkt für alle chinesischen Kundenunternehmen, und als Kompetenzzentrum für zentrale Aufgaben wie Recht, Patente oder Personal.
Erster Schritt: Chief Representative
Bis das erste Headquarter in China entstand, hatte Bosch schon viel Erfahrung gesammelt. Im April 1989 eröffnete Helmuth Kuklinski als „Chief Representative“ ein Büro für Bosch in der Hauptstadt Beijing. Ein „Mr. Bosch“ als zentraler Ansprechpartner jenseits der vielen aktiven Bosch-Geschäftsbereiche war obligatorisch. Das hatte auch sein Vorgänger Klaus Dieter Schwantes immer wieder gefordert, der das erste Bosch-Büro 1986 in Hong Kong betreute: „Chinesen waren damals wechselnde Ansprechpartner nicht gewohnt, mochten das auch nicht. Wir mussten Beständigkeit ausstrahlen, um Vertrauen zu schaffen.“
Die wirtschaftliche Öffnung Chinas ab den 1980er Jahren ermöglichte zuerst Projekte für eine Lizenzproduktion vor Ort. Und Bosch verfuhr so, wie es Deng Xiaoping, der Architekt der wirtschaftlichen Öffnung, mit einem Zitat für die wirtschaftliche Strategie Chinas umschrieben hatte: „Nach den Steinen tastend den Fluss überqueren“. Kein starrer Zeitplan, sondern eine umsichtige Strategie, die sich auf wechselnde Rahmenbedingungen einstellt. Wie wichtig es war, Expertise vor Ort zu entwickeln, fasste Uwe Raschke zusammen, der ab 2009 in der Geschäftsführung für China zuständig war: „Wenn man einen fernen Markt von der deutschen Zentrale aus steuern will, hat man keine Chance. Weil man die Kunden nicht versteht, den Wettbewerb nicht versteht und den Markt nicht versteht.“
Ausloten des Terrains
Als Helmuth Kuklinski 1989 das Büro in Beijing eröffnete, war er der erste Bosch-Angestellte, der fest in der Volksrepublik arbeitete. Mit ihm kam auch eine Chinesin bei Bosch an Bord, Wang Yanyan, studierte Germanistin, Diplom-Volkswirtin und später Leiterin der Steuerabteilung von Bosch in China. Wie Wang Yanyan im Rückblick beschrieb, war ihre Rolle am Anfang oft die der kulturellen Vermittlerin, zum Beispiel um die knappen Statements deutscher Verhandlungspartner, die auf Chinesen schroff und unfreundlich wirken konnten, in passende Worte zu übertragen, oder die aus Höflichkeit wortreichen Formulierungen chinesischer Verhandlungspartner für den deutschen Verhandler in die gewünschte Kurzformel zu bringen, etwa über Zustimmung oder Ablehnung. Die ersten Verträge über Gemeinschaftsunternehmen wurden 1994 unterzeichnet, eines der ersten fertigte mit chinesischen Partnern Einspritztechnik für Automotoren, dann auch Elektrowerkzeuge, Telekommunikation und Heiztechnik.
Zentralisierung als Ziel
Allerdings war Bosch bis 1998 in China ausschließlich dezentral organisiert. Die Geschäftsbereiche operierten eigenständig und trafen ihre Vereinbarungen für Fertigung und Vertriebsorganisation auf regionaler Ebene mit den zuständigen Partnern und Behörden. Dies brachte viele Nachteile mit sich, und das war der ausschlaggebende Punkt für Bosch, 1999 eine Zentrale für alle übergreifenden Aufgaben zu gründen, die Bosch (China) Investment Co. Ltd. Im Januar gab das chinesische Außenhandelsministerium die Zustimmung bekannt, im März konnte das HQ seine Arbeit aufnehmen.
Kompetenz aus einer Hand
Die neue Zentrale entstand nicht in der Hauptstadt Beijing, sondern in Chinas größter Handelsmetropole Shanghai. Dort, wo 90 Jahre zuvor erstmals in Asien Bosch-Produkte verkauft wurden. Hier bündelte Bosch die Kompetenz für Steuerfragen ebenso wie für Patente, Zollprozeduren, Rechtsangelegenheiten oder die Unternehmenskommunikation. War das Bild anfangs noch von vielen deutschen Expatriates in den Büros geprägt, so übernahmen nach und nach Chinesinnen und Chinesen die Aufgaben im neuen HQ, bis hin zur obersten Führungsebene. Häufig hatten sie ihr Studium außerhalb von China absolviert und Auslandserfahrungen bei Bosch in Deutschland, in Europa oder Amerika gesammelt. Diese Kolleginnen und Kollegen wurden die interkulturellen Botschafter im Unternehmen, die Bosch ebenso kannten wie ihr Land.
Bosch in China heute
Seit 1999 ist Bosch in China stark gewachsen. Außerhalb Deutschlands ist es das Land, in dem Bosch die meisten Menschen beschäftigt und den höchsten Umsatz erzeugt, mit Produkten, die für den chinesischen Markt maßgeschneidert sind und vielfach in der Region entwickelt wurden.
Wie schreibt man Bosch auf Chinesisch?
Eine der wichtigsten frühen Etappen von Bosch in China war eine einheitliche chinesische Schreibweise für den Markennamen Bosch. Entscheidend war, dass die Wahl und Abfolge der chinesischen Schriftzeigen in allen denkbaren chinesischen Dialekten positive Konnotationen erzeugten. Dem Namen Bosch durfte im Chinesischen keine negative Assoziation anhaften. Dafür konsultierte Bosch chinesische Sprachwissenschaftler, bis nach sorgfältiger Abwägung die richtige Zeichenkombination festgelegt war.
Autor: Dietrich Kuhlgatz