Mut zur Mobilität mit Bosch
Von der Fahrt mit Chauffeur zum autonomen Fahren
Individuelle Mobilität hat sich seit der Erfindung des Automobils kontinuierlich verändert. Am Anfang der Automobilgeschichte stand der Chauffeur, der den Automobileigner ans Ziel fuhr. Bald saßen die „Selbstlenker“ am Steuer. In der Zukunft, beim autonomen Fahren, wird es wieder ein Chauffeur sein, aber ein virtueller.
Mobilität für Fortgeschrittene
„Ich glaube an das Pferd – das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung“ mutmaßte angeblich der deutsche Kaiser Wilhelm II Ende des 19. Jahrhunderts. Die Automobilität steckte noch in den Kinderschuhen. Ihre Bedeutsamkeit blieb oft verkannt. Beliebt waren die wenigen Automobile bei wohlhabenden Herrschaften, die damals gerne eine Ausfahrt, allerdings mit Chauffeur, unternahmen.
Man ließ sich sicherheitshalber von einem Chauffeur fahren. Dieser behielt die Verkehrslage mit kreuzenden Pferdekutschen und anderen Automobilen im Blick. Chauffeure waren oftmals ebenfalls als Mechaniker tätig. Dies war hilfreich bei technischen Pannen.
Auf der Rückbank oder am Steuer?
Das Fahren mit Chauffeur hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil in Bezug auf die Absatzmöglichkeiten von Autos: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren“, urteilte Autokonstrukteur Gottlieb Daimler 1901.
Mit der Zeit kam das eigenständige Fahren in Mode, die ersten Kunden setzten sich selbst hinter das Steuer. Wie es Autopionierin Bertha Benz im Jahre 1888 auf der Fahrt von Mannheim nach Pforzheim mit dem dreirädrigen Benz Patent-Motorwagen Nr.3 schon vorgemacht hatte. Und die Selbstlenker genossen das Fahrvergnügen, sei es bei einer Einkaufstour in der Stadt oder einer Landpartie. Wer etwas auf sich hielt, besaß bald ein Automobil. Das Auto wurde zum Statussymbol.
Probefahrt mit Motordreirad
Einem Unternehmer wie Robert Bosch mit elektrotechnischem Portfolio boten die neuen Autos ein neues Arbeitsfeld. Der schwäbische Unternehmer sollte das Autofahren auch für Selbstfahrer einfacher machen. Er bot mit seiner Weiterentwicklung der Magnetzündung eine zuverlässige Lösung an, mit der die Automobile auch längere Strecken zurücklegen konnten. Die Erprobungsfahrt einer solchen magnetelektrischen Zündung erfolgte an einem Motordreirad, der sogenannten Beeston-Voiturette der britischen Firma Humber. Das war eine britische Kopie des französischen De-Dion-Bouton-Modells.
Besonders bedeutsam für die Selbstfahrer war auch der elektrische Anlasser, den Bosch 1914 präsentierte. Der Anlasser verhinderte einen möglichen gefährlichen Rückschlag der Anlasskurbel auf den kurbelnden Fahrer beim Startvorgang. Statt einer gefährlichen Prozedur wurde das Starten zu einer Routinehandlung. Und die Fahrer mussten dabei nicht mehr selbst Hand anlegen. Auch weitere Entwicklungen zeigen auf, wie die Technik schrittweise die Arbeit des Fahrers übernahm.
Erleichterung für den Fahrer
Im frühen Automobilismus mit seinen ersten Mobilitätskonzepten gab es fernab des Fahrvorgangs für die Fahrer selbst noch alle Hände voll zu tun. Dies war mit einem gewissen Risiko behaftet, lenkten diese „Nebentätigkeiten“ doch ab von der Konzentration auf das Verkehrsgeschehen und beeinträchtigten damit die Verkehrssicherheit. Um den Fahrer von diesen begleitenden Aktionen zu entlasten, entwickelte Bosch Ideen für mehr Sicherheit. Zwei stammen aus den 1920er Jahren: der Scheibenwischer und ein Fahrtrichtungsanzeiger. Bevor es elektrische Scheibenwischer gab, wischte der Fahrer mit seinen bloßen Händen die Frontscheibe frei. Auch ein Fahrrichtungsanzeiger, funktionell ein Vorläufer des heutigen Blinkers, wurde eingeführt. So musste der Fahrer während dem Abbiegevorgang die Hände nicht vom Lenkrad nehmen, um die Fahrtrichtung anzuzeigen.
Elektronische Helfer
Sicherheit im Auto war auch in späteren Jahrzehnten ein wichtiger Aspekt bei Bosch. In den 1970er Jahren, als der Verkehr zugenommen hatte und die Autos immer schneller wurden, gesellten sich elektronische Helfer zum Produktprogramm. 1978 brachte Bosch das Antiblockiersystem auf den Markt. Es machte Autos auch bei Glätte lenkbar und ermöglichte kontrolliertes Bremsen. Das verhinderte unzählige tödliche Unfälle. Gefährliche Fahrsituationen wurden so entschärft. So auch durch Adaptive Cruise Control (ACC), einen automatischen Abstandsradar, den Bosch ab dem Jahr 2000 ins Programm nahm. Damit passt das Auto ohne Zutun des Fahrers automatisch den Sicherheitsabstand an das vorausfahrende Fahrzeug an. Mit ACC ging Bosch im 21. Jahrhundert die ersten Schritte in Richtung automatisiertes Fahren.
Automatisiertes und autonomes Fahren
Künftig könnte die Anwesenheit eines Fahrers und die manuelle Bedienung der Lenkung nicht mehr nötig sein. Beim autonomen Fahren soll das Auto selbst fahren, vollständig ohne Fahrer. Dabei hieße es, Mut zu zeigen. Das individuelle Sicherheitsbedürfnis macht eine Kontrollabgabe des Fahrers erst einmal zur Herausforderung. Technische Restrisiken und eine unsichere Gesetzeslage, z.B. bei Haftungsfragen, müssen geklärt werden. Dann bietet das autonome Fahren für die (Mit-)Fahrer jedoch auch Sicherheit, Komfort und Freizeitgewinn. Mediennutzung und entspannte Unterhaltungen mit anderen Insassen werden gefahrenlos möglich während der Fahrt.
Ein neuer Chauffeur?
Doch noch ist es ein weiter Weg, bis autonome Fahrzeuge das Straßenbild prägen werden. Autos, die auf einer beliebigen Strecke von A nach B komplett ohne Fahrer auskommen und fahren wie von Geisterhand. Der Chauffeur von morgen könnte das Auto selbst sein.
Autorin: Katja Bethge