Gondelbau in Venedig – Tradition weiterdenken
Roberto Tramontin baut Gondeln in Venedig, in einer Werkstatt, die sein Urgroßvater vor mehr als 130 Jahren gründete. Dabei setzt er auf bewährte Familientradition – und innovative Geräte.
Auch Tradition muss sich weiterentwickeln
Roberto Tramontin hat die Leidenschaft für Gondeln im Blut – wie schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater. In vierter Generation ist er Gondelbauer in Venedig. Sein Urgroßvater Domenico Tramontin eröffnete 1884 im Stadtteil Dorsoduro seine Werkstatt für Gondelbau, zwei Jahre bevor Robert Bosch in Stuttgart seine Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik gründete.
Während aus letzterer ein Weltkonzern wurde, prägten die Tramontins in der Folge den venezianischen Gondelbau. Und im Kern basieren beide Erfolgsgeschichten auf der gleichen Haltung: „Tradition bedeutet nicht, dass man immer beim Alten bleibt. Man muss sich weiterentwickeln, um sich zu perfektionieren“, sagt Roberto Tramontin.
Dank diesem Anspruch gelang den Tramontins eine bahnbrechende Innovation: Sie gaben der Gondel einst ihre asymmetrische Form – so gleitet sie geradeaus, auch wenn der Gondoliere den Ruderriemen nur auf der rechten Seite eintaucht: „Bis heute verwende ich dieselben Schablonen und Formen wie mein Urgroßvater“, sagt Roberto Tramontin. Geblieben ist auch das Wappen des Königshauses der Savoyer über dem Werkstatteingang, das von der Familiengeschichte der Tramontins als Hoflieferanten der großen europäischen Dynastie erzählt.
Acht verschiedene Holzarten
Als Meister des Gondelbaus hat Roberto Tramontin einen geschulten Blick für Holz: „Man muss die Qualität erkennen und es sorgfältig auswählen: Hartes Eichenholz für die Seiten, leichtes Fichtenholz für den Rumpf, Kirsche für die Querteile, weil es mit Feuer leicht zu biegen ist. Die Innenrippen sind aus elastischem Ulmen- und das Trittbrett für den Gondoliere aus Lärchenholz. Darüber hinaus verwenden wir noch Linde, Walnuss und Mahagoni.“
Bevor eine Gondel ihre Seiten erhält, müssen die langen Bretter monatelang an der Luft trocknen, um dann mit Feuer und Wasser in Form gebracht zu werden – Gondelbau ist aufwendig. „Die Qualität des Werkzeugs, mit dem wir das Holz bearbeiten, ist für uns daher sehr wichtig“, erklärt Tramontin.
280
Teile, aus denen eine Gondel besteht.
Altes Handwerk, neues Werkzeug
Zu den Werkzeugen der traditionellen Bauweise gehören Axt, Säge, Hammer und Hobel. Roberto Tramontin besitzt noch den hölzernen Handhobel seines Großvaters, auf dem sich der Handabdruck mit den Jahren eingeprägt hat. „Ein Hobel muss leicht sein, weil man ihn meist nur mit einer Hand führt und lange mit ihm arbeitet“, erklärt er. Gleiches gilt für den Akku-Hobel von Bosch, den Tramontin in seinem täglichen Handwerk nutzt und der ihn in jeder Position bequem, kontrolliert und flexibel arbeiten lässt. Auch die Akku-Kantenfräse lässt sich durch die schmale und ergonomische Form einhändig anwenden – eine große Erleichterung beim Fräsen konvexer oder konkaver Profile.
Die Elektrowerkzeuge von Bosch haben beim venezianischen Meisterkonstrukteur ihre Prüfung bestanden und bringen das Traditionshandwerk weiter. „Du siehst das Holz da liegen und du machst etwas daraus, worum dich die ganze Welt beneidet. Es ist ein Symbol für Italien, nicht allein für Venedig. Sogar auf dem Himalaya wissen sie, was eine Gondel ist“, sagt Roberto Tramontin. „Ich liebe es, sie zu bauen. Es kommt vom Herzen, geht in den Kopf und dann in die Hände.“
Interview mit Roberto Tramontin in seiner Werkstatt
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