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Chris Adams

Green Tech: Wie Unternehmen klimafreundlicher werden

Im Gespräch mit Chris Adams, Organisator von ClimateAction.tech

Chris Adams, Organisator von ClimateAction.tech, vor einem grünen Hintergrund.

13.08.2020

Der Programmierer Chris Adams sieht seine Branche in der Pflicht: Die Tech-Industrie kann einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Wie kann das gelingen und warum profitieren auch Unternehmen davon?

Wie klimafreundlich ist eigentlich das Internet? Der Tech-Experte Chris Adams hat darauf eine unbequeme Antwort: „Gegenwärtig wird der überwiegende Teil des World Wide Web mit Kohlestrom betrieben. Die IT-Industrie stößt mehr Treibhausgase aus als die gesamte Luftfahrtindustrie.” Der Brite möchte das allerdings nicht als Plädoyer gegen die Digitalisierung verstanden wissen – ganz im Gegenteil. „Diese Emissionen sind vermeidbar, weil es saubere Alternativen gibt.” Für ihn sind neue Technologien und Erkenntnisse aus der Forschung dringend notwendig, um die Umwelt besser zu schützen. „Folge der Wissenschaft“, lautet sein Credo.

„Green Tech“ – mehr als nur einzelne Technologien

Chris Adams während einer Interviewsituation.

Chris Adams vernetzt deshalb Softwareentwickler, Ingenieure und Manager aus der Technologiebranche in der Community ClimateAction.tech. Sie verfügen über viel Know-how, wie der Klimawandel gestoppt werden kann und tragen dieses Wissen weiter – jeder soll befähigt werden, einen Beitrag zu mehr Klimafreundlichkeit zu leisten. „ClimateAction.tech verkörpert die kollektive Vision einer heterogenen Gruppe von Freiwilligen“, erklärt Adams: Tech-Expertinnen und -Experten, die sich in ihrer Freizeit für Klimaschutz-Projekte engagieren. Außerdem leitet er die Green Web Foundation. Die Organisation strebt ein vollständig mit erneuerbaren Energien betriebenes Internet an. Das große Ziel von Adams und seinen Mitstreitern ist es, „Green Tech“ voranzubringen und zu etablieren. Unter diesen Begriff fallen für sie nicht nur einzelne Technologien, sondern vielmehr das Selbstverständnis einer ganzen Industrie. „Unter Green Tech verstehen wir Technologie-Firmen, die sich ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst sind“, sagt Adams.

Ein neues Bewusstsein schaffen und fördern

Was heißt das konkret? Welche Maßnahmen können Unternehmen nach Ansicht von Chris Adams ergreifen, um Ressourcen zu schonen? Als Beispiel nennt er die Programmiersprache, die Firmen für ihre Online-Plattformen verwenden: „Mit der richtigen Wahl kann hier hundert- wenn nicht sogar tausendfach weniger Energie verbraucht werden.“ Dieses Potenzial sei Ingenieuren und Entwicklern zwar schon länger bekannt – bisher habe es aber oft am Bewusstsein dafür gemangelt, wie sich das auf den Klimawandel auswirkt. Das gleiche gilt laut Adams für Geschäftsreisen: Ist der CO₂-Ausstoß dafür wirklich immer nötig oder reicht es in einigen Fällen nicht aus, sich einfach per Videokonferenz zu treffen? Wenn Mitarbeiter das von sich aus einfordern, sollte das Unternehmen sie dabei unterstützen – oder als Alternative zu einem Flug ein Zugticket anbieten.

„Wenn wir den Übergang weg von einer Wirtschaft mit fossilen Brennstoffen hin zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft schaffen wollen, müssen wir bereit sein, Entscheidungen zu treffen – und Innovationen anzugehen.“
Chris Adams, Organisator der ClimateAction.Tech-Community

Beispiele wie eine „grüne“ Programmiersprache mögen zunächst trivial klingen, aber genau darauf kommt es laut Chris Adams an: Jede ergriffene Maßnahme ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, weshalb alle Prozesse und Bereiche in Unternehmen auf ihre Klimabilanz hin überprüft werden sollten. Dennoch fordert Adams aber auch grundlegende Veränderungen. „Die Abkehr von fossilen Energiequellen gelingt nur, wenn beispielsweise mehr in Brennstoffzellen-Technologie statt in die Ölförderung investiert wird.“ Zudem müsse bei Produkten mehr über deren Lebenszyklus hinaus gedacht werden: „Wir überlegen, wie man Materialien zurückgewinnen kann, damit sie wiederverwendet werden können.“

Chris Adams vor einem Hintergrund mit Topfpflanzen.
„Unternehmen, die die harte Arbeit leisten, um ihre Klimaziele zu erreichen, werden dafür belohnt.“
Chris Adams, Organisator der ClimateAction.Tech-Community

Dass viele solcher Maßnahmen zunächst einmal mit Kosten verbunden sind, ist Chris Adams bewusst. Dieser Einsatz lohne sich aber nicht nur aus Sicht der Umwelt, sondern werde auch zum Wettbewerbsvorteil: „Unternehmen, die harte Arbeit leisten, um ihre Klimaziele zu erreichen, werden dafür belohnt”, ist sich der Experte sicher. Im Klartext: Der wachsenden Zahl an Kunden und Arbeitnehmern, die auf der Suche nach verantwortungsbewussten Unternehmen sind, wird die Entscheidung leicht gemacht. Wie groß das Potenzial ist, zeigt beispielsweise eine Studie der Beratungsagentur CGS in den USA, wonach 68 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit als wichtiges Kaufkriterium nannten. Ein klarer Beleg ist auch der wachsende Einfluss der „Fridays for future“-Bewegung, die ein klimafreundlicheres Handeln von der Industrie einfordert.

Interview mit Chris Adams, Organisator der ClimateAction.Tech-Community

Thought leaders in dialogue: Chris Adams, organizer of ClimateAction.tech
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Im Fokus

Portraitfoto von Chris Adams.

Chris Adams, 38

Organisator der ClimateAction.Tech-Community

Ich denke, durch Technologie können wir die vorhandenen Ressourcen, die wir haben, besser nutzen.

Chris Adams arbeitete als Produktmanager und UX-Designer für Tech-Startups, Blue-Chip-Firmen und Regierungsorganisationen. Der gebürtige Brite gehört zu den Organisatoren von ClimateAction.tech, einer Community von Technologieexperten, die sich ehrenamtlich für den Klimaschutz engagieren. Adams leitet außerdem die Green Web Foundation, die sich für einen ressourcenschonenden Betrieb von Internet-Technologien einsetzt. Der 38-Jährige lebt in Berlin und führt dort seine Beratungs- und IT-Firma Product Science.

Fazit

„Green Tech“ bedeutet für Chris Adams, dass sich Unternehmen ihrer ökologischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und sämtliche Bereiche und Prozesse optimieren, um klimaneutral zu werden. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern wirkt sich auch positiv auf die Unternehmen aus: Konsequent umgesetzt, entwickelt sich daraus eine Sogwirkung auf Kunden, Geschäftspartner und Arbeitnehmer.

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