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Geschichte

Neue IBM Großrechenanlage bei Bosch: Massendatenverarbeitung in den 1970er Jahren

Neue IBM Großrechenanlage bei Bosch: Massendatenverarbeitung in den 1970er Jahren

Rechenanlagen zur Verarbeitung von großen Datenmengen waren bei Bosch seit den späten 1950er Jahren im Einsatz. Im Pumpenwerk in Stuttgart-Feuerbach berechnete 1958 ein Großrechner die Wochenlöhne, eine zweite Anlage verwaltete ab 1961 das Zentrallager des Unternehmens.

1971 nahm Bosch als erster europäischer Kunde einen ganz besonderen Computer, eine IBM Großrechenanlage System/370-165 in Betrieb.

Die neuen Mainframe-Modelle – konzipiert für die 1970er Jahre

Am 30. Juni 1970 stellte IBM seine neuen Großrechner-Modelle – im Fachjargon auch Mainframes genannt – auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor. Der IBM-Vorstandsvorsitzende Thomas J. Watson verwies auf die stetig wachsenden Anforderungen der elektronischen Datenverarbeitung der 1970er Jahre und präsentierte als Antwort die neu entwickelte Systemreihe 370 mit „erheblich gesteigerter Leistung und Speicherkapazität“.

Ein Techniker präsentiert ein Speichermodul der IBM Großrechenanlage System/370-165.
Ein Techniker präsentiert ein Speichermodul der IBM Großrechenanlage System/370-165.

Am Bosch-Standort Stuttgart-Feuerbach wurden dem neu erworbenen IBM Rechner dann auch Höchstleistungen abgetrotzt: 15 Programme konnten gleichzeitig arbeiten – zur höchstmöglichen wirtschaftlichen Nutzung geschah dies auch ununterbrochen von Montag bis Samstag im Dreischichtbetrieb.

Zunächst beeindruckten die äußeren Merkmale des Großrechners. Im monatlichen Mietpreis waren die regelmäßige Wartung und Pflege des Systems inbegriffen, dies beinhaltete die ständige Anwesenheit eines Technikerteams von IBM, das in einem eigens zur Verfügung gestellten Serviceraum logierte und so auch kurzfristig Reparaturen am Rechner durchführen konnte. Eine unabhängige, doppelt abgesicherte Stromversorgung lieferte die nötige Energie, und ein Spezial-Wasserwerk mit 150 Litern destilliertem Wasser im Kreislauf übernahm die Kühlung der Anlage.

Rechenarbeit mit Höchstgeschwindigkeit

Die „enorme Speicherkapazität“ der Großrechenanlage von einer Million Bytes (1 MB), mit davon etwa 600.000 freien Bytes für die eigentliche Rechenarbeit, ließ das System im Jahr 1971 nahezu „grenzenlos“ erscheinen. Im Vergleich zu heute mutet das bescheiden an: Fast jedes Smartphone hat inzwischen die hundertausendfache Kapazität.

Der Speicher ermöglichte die parallele Ausführung mehrerer Rechenprogramme. Nach Abschluss der Rechengänge wurden die Daten auf Magnetbändern oder -platten gesichert und in einem feuersicheren Archivraum im Unternehmen gelagert. Hinzu kam die „phantastisch anmutende Geschwindigkeit“, die in der benötigten Zeit für die Addition zweier sechsstelliger Zahlen gemessen wurde: 160 Nanosekunden.

Im täglichen Einsatz übernahm das IBM System/370-165 als Hauptaufgabe die Auftragsabwicklung und Zentrallager-Steuerung in Stuttgart-Feuerbach. Daneben bearbeitete es für fünf Bosch-Werke im Großraum Stuttgart die Netto-Lohn- und Gehaltsabwicklung mit Lohnstatistik, die Arbeitsplan-Stücklisten und Lagerbestandsführung, die Garantie-Abwicklung, Inventur, Vertriebsstatistik und noch einiges mehr.

Techniker beim Einbau des Kühlsystems für den IBM Großrechner.
Techniker beim Einbau des Kühlsystems für den IBM Großrechner.

Die Arbeitswelt verändert sich

Durch den Einsatz des IBM Mainframe ergaben sich vor allem für die Zentrallager-Steuerung neue Arbeitsweisen. Sobald die Aufstellungen über alle Erzeugnistypen und Kundenlisten als Basisdaten ins System eingespeist waren, ermöglichte die laufende Eingabe von Produktionszahlen, Lieferungen und Bestellungen eine stets aktuelle Übersicht über die Lagerbestände und Lieferbereitschaft. Die Angaben ließen sich direkt am Bildschirm des Systems ablesen oder – wie auch sämtliche Entnahme- und Lieferscheine sowie Rechnungen – als Dokument beziehungsweise Liste ausdrucken.

Die hohe Leistungsfähigkeit der Großrechenanlage spiegelte sich schließlich auch in ihrer personellen Ausstattung wider. Sie beschäftigte rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit vielerlei Tätigkeiten – von der Datenaufbereitung, -eingabe und -abfrage über die Programmierung, technische Wartung und Pflege, Lagerung und Bereitstellung der Magnetspeicher bis hin zum Schneiden der auf Endlospapier gedruckten Listen.

„Zunehmende Datenvolumen“ blieben natürlich kein Phänomen der 1970er Jahre. Sowohl in den klassischen wie auch in den neuen Geschäftsfeldern von Bosch entstehen immer höhere Anforderungen an die IT-Kapazitäten. So werden die IT-Infrastruktur, Rechenleistung und Rechnerfläche kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut.

Techniker bei der Verkabelung der Großrechenanlage.
Techniker bei der Verkabelung der Großrechenanlage.

Autorin: Bettina Simon

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