Innovationskultur: Her mit den neuen Ideen!
Im Gespräch mit dem Mitglied der Geschäftsleitung beim Innovationsunternehmen 3M
10.03.2020
Wovon hängt der Erfolg eines Unternehmens ab? Jörg Dederichs, Geschäftsführer für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei 3M, ist überzeugt: Die Wertschätzung der Mitarbeiter und eine gute Führung spielen eine entscheidende Rolle – vor allem für dauerhaftes Wachstum und Innovationen.
“Stelle gute Leute ein und lass sie dann in Ruhe arbeiten.” Was der ehemalige 3M-CEO William McKnight bei der Mitarbeiterrekrutierung bereits in den 1950er Jahren als Credo ausgegeben hatte, gilt für den Konzern – zu dessen bekanntesten Produkten die Post-It-Zettel gehören – auch heute noch als Erfolgsrezept. Dabei geht es aber nicht darum, Mitarbeiter sich selbst zu überlassen: „Seit mehr als 60 Jahren haben wir Werte, mit denen wir Innovationen vorantreiben und auf deren Basis wir Verantwortung und entsprechende Befugnisse an unsere Mitarbeiter geben“, erklärt Jörg Dederichs.
Talente und Stärken fördern
Die sogenannten „McKnight-Prinzipien“ sind Leitsätze zu Wertschätzung, Vertrauen und Eigeninitiative im Unternehmen. William McKnight ermutigte sein Management stets, Verantwortung an die Mitarbeiter abzugeben, sie selbst Initiative ergreifen zu lassen und ihre persönlichen Talente und Stärken zu fördern. „Werteorientierung ist in unserer Unternehmenskultur verankert und gleichzeitig der Schlüssel zu Innovation und Wachstum“, so Dederichs. Das Bewusstsein, dass Innovation nicht nur Aufgabe des Managements, sondern eines jeden Mitarbeiters ist, spielt in dem Konzern mit weltweit 90 000 Mitarbeitern eine große Rolle.
Seit 25 Jahren unter den Top 5 im Innovationsranking
Bei 3M gilt die Unternehmenskultur als Nährboden für Innovation – und das mit Erfolg: Seit über 25 Jahren ist die US-Firma im internationalen Innovationsranking konstant unter den Top 5 zu finden. Genügend Freiräume und Risikobereitschaft gelten als wichtige Voraussetzungen für ein innovationsfreundliches Klima. Umgesetzt wird das beispielsweise mit einer „15-Prozent-Regel“, nach der jeder 3M-Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung 15 Prozent seiner Arbeitszeit auf Projekte verwenden kann, die ihm selbst wichtig sind, die ihn faszinieren und von deren Erfolg er überzeugt ist. Neue Wege gehen und mutige Entscheidungen treffen ist ausdrücklich erwünscht.
Dazu gehört auch eine gesunde Fehlerkultur: „Es ist sehr wichtig, dass man Fehler und Irrtümer zulässt. So lernt eine Organisation dazu und zieht letztlich Nutzen daraus”, sagt Dederichs. Fehler seien nichts Schlimmes – wenn man die Erfahrungen daraus teilt: „Eine Kultur, in der es erlaubt ist, Fehler zu machen, treibt Innovationen voran, weil sie den Menschen Freiheit und Handlungsspielraum gibt.“
3M setzt außerdem auf stärkeorientiertes Führen: Während Mitarbeiter normalerweise auf Schulungen geschickt werden, um ihre Schwächen auszubügeln, ermuntert das Unternehmen sie dazu, ihre Stärken auszubauen. Die eigenen Führungskräfte werden auch für die Weiterentwicklung der Mitarbeiter eingesetzt, wie Dedrichs erklärt: „Wir sagen dazu: ‚Führungskräfte schulen Führungskräfte‘, weil niemand seine Erfahrungen so gut weitergeben und andere schulen kann, wie erfahrene Führungskräfte aus dem eigenen Unternehmen.“ So werden auch die ‚McKnight-Prinzipien‘ von einer Generation an die Nächste weitergegeben.
IoT als Impulsgeber
Für den 3M-Experten spielen Digitalisierung, das Internet of Things (IoT) und Künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Innovationen: „Diese Dinge werden uns tiefere Einblicke in den Prozess geben und uns helfen, die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen – auch diejenigen, von denen wir bislang noch gar nichts wussten. Dadurch werden wir schon sehr früh im Entwicklungsprozess neue Einblicke bekommen”, sagt er. IoT sei entscheidend für die Zukunft jedes Unternehmens, das sich in einer B2B-Umgebung befindet. Laut Dederichs wird es Geschäftsmodelle anders gestalten, den Umgang mit anderen Unternehmen prägen und das Kundenangebot verändern – und den Wandel maßgeblich vorantreiben.
Ein Interview mit Jörg Dederichs, Mitglied der Geschäftsführung bei 3M
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Im Fokus
Jörg Dederichs, 51
Geschäftsführer für Europa, den Nahen Osten und Afrika bei 3M
Die Digitalisierung ist wahrscheinlich einer der größten Innovationstreiber der Zukunft.
Jörg Dederichs ist seit 1997 bei 3M beschäftigt. Dort ist er als Geschäftsführer für Europa, den Nahen Osten und Afrika zuständig. Zuvor war er in verschiedenen Positionen innerhalb von 3M beschäftigt. Er ist Honorarprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für den Mittel- und Niederrheinraum.
Fazit
Innovation ist für Jörg Dederichs mehr Evolution als Revolution. Es gilt umzudenken. Starre Hierarchien in Unternehmen führen nicht zu Neuerungen – am Wichtigsten ist es, den Mitarbeitern „Flexibilität, Freiheit und Autorität“ zu gewähren.