Die Reise unserer Mikrochips: Teamwork in der Logistik
Benjamin, Gruppenleiter in der Logistik des Halbleiterbereichs bei Bosch
Ob Deutschland, Malaysia oder die USA: Bei Bosch muss jeder einzelne Halbleiter-Chip weltweit zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Dafür sorgt unter anderem Benjamin zusammen mit seinem Team. Damit das gelingt, müssen alle Abteilungen des Halbleiterbereichs eng zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Benjamin sind daher bei seiner Arbeit als Logistik-Manager und in seiner Rolle als Führungskraft zwei Dinge besonders wichtig: ein gleiches Verständnis von Grundwerten wie Respekt und Vertrauen sowie ein regelmäßiger Austausch.
Halbleiter stecken unter anderem in Form von Mikrochips in beinahe jedem technischen Gerät – von Smartphones über TV-Geräte und Geschirrspüler bis hin zu Autos. Die kleinen Chips spielen eine große Rolle in der heutigen Wirtschaft – so auch bei Bosch. Benjamin und sein Team sind ein zentrales Puzzlestück dafür, dass Bosch diesen Bereich weiter voranbringen kann.
Den Wandel aktiv mitgestalten
„Bei Bosch sind wir am Standort in Reutlingen bei Stuttgart vor rund 50 Jahren mit unserer Arbeit im Bereich Halbleiter gestartet. In den letzten Jahren wurde der Bereich immer größer und damit verbunden auch internationaler. Gemeinsam mit meinem Team sorge ich heute dafür, dieses Wachstum auch in der Lieferkette von Bosch abzubilden. Das heißt, wir definieren Materialflüsse und Lieferströme, setzen sie um und unterstützen beim Aufbau neuer Werke in unserem Netzwerk“, erklärt Benjamin, Logistik-Manager im Halbleiterbereich bei Bosch.
„Es dauert bis zu sechs Monate, bis Halbleiter produziert sind. Die verschiedenen Produktionsschritte finden nicht alle an einem Ort statt. Die Chips legen also mehrere Stationen ein, bis sie tatsächlich in dem Lager ankommen, von wo aus sie zu den Kundinnen oder Kunden geliefert werden. Mein Team ist vom Start bis zur letzten Lagerstufe involviert“, sagt Benjamin. Dadurch können die Kolleginnen und Kollegen gemeinsam die Entwicklungen im Halbleiterbereich aktiv mitgestalten: „Kommen neue Automatisierungslösungen im Logistikbereich auf den Markt, prüfen wir, ob sie zu uns passen, wirtschaftlich sinnvoll sind und einen wirklichen Mehrwert für die Mitarbeitenden vor Ort bringen. Das können zum Beispiel automatisierte Transportsysteme sein, also Roboter, die alte Gabelstapler und Hubwagen in den Lagern ersetzen. Auch schauen wir uns regelmäßig die Materialflüsse an und versuchen, die Zahl der Transporte zu reduzieren. Damit liefern wir auch einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen von Bosch – das macht mich stolz.“
Täglich eine Überraschung im Gepäck
„Besonders spannend wird es im internationalen Arbeitsumfeld natürlich, wenn etwas Ungeplantes passiert. Gibt es beispielsweise einen Vulkanausbruch in Island, hat das Auswirkungen auf die globalen Logistik-Abläufe und beschäftigt uns daher am nächsten Tag – und oftmals auch noch viel länger“, berichtet Benjamin. Neben Naturkatastrophen können täglich viele weitere Überraschungen die eigene Planung hinfällig machen: „Wenn ich einem Kunde bestätige, dass er am selben Abend seine Ware bekommt, ein Buchungssystem eines unserer Dienstleister jedoch überraschend eine Wartung macht – dann wird’s knifflig. Das Produkt ist da, der LKW auch, nur den Transport können wir aufgrund des nicht verfügbaren Systems zunächst nicht buchen. Dann stecken wir als Team die Köpfe zusammen und suchen kreative Lösungen. Langweilig wird es bei uns in der Logistik also nie“, versichert Benjamin.
Von Deutschland über Asien bis in die USA
„Wir stehen täglich mit mindestens zwei Regionen im Austausch. Das genieße ich sehr an meiner Arbeit“, betont Benjamin. Aktuell arbeiten er und sein Team mit weiteren Kolleginnen und Kollegen an einem neuen Projekt in den USA, davor war er beim Aufbau eines neuen Werks in Asien beteiligt: „Wir hatten in den letzten Jahren einen klaren Fokus auf Asien, konkret auf Malaysia. Dort haben wir ein neues Zentrallager und Werk aufgebaut. Wir tauschen uns mit den Kolleginnen und Kollegen in Penang regelmäßig aus, unterstützen bei Problemen und beobachten die Performance-Kennzahlen – von der ‚on time delivery‘ über die Produktivität im Lager bis hin zu den Durchlaufzeiten. So können wir sehen, dass alles nach Plan läuft oder rechtzeitig unterstützend eingreifen.“
„Ganz aktuell ist unser Projekt in den USA: Dort haben wir vor Kurzem ein Halbleiterwerk gekauft, das wir nun umrüsten und in unser Halbleiternetzwerk integrieren. Im Wesentlichen geht es darum, unsere Prozesse und Technologien einzuführen. Wichtig ist uns dabei, mit den Personen vor Ort zu sprechen und zu prüfen, was jeweils wirklich das Beste für das Werk ist. Das aktuelle Logistik-Team erledigt beispielsweise andere Aufgaben als bei vergleichbaren Teams in unserem Unternehmen üblich. Daher klären wir gemeinsam, welche Aufgaben sie weiterhin verfolgen und welche neu hinzukommen sollen, um die Ziele bestmöglich zu erreichen. Nicht zu vergessen sind die Anforderungen, die wir an die Räumlichkeiten haben. Wir prüfen derzeit den Bestand und besprechen, welche Umbaumaßnahmen nötig sind. Das kann man sich vorstellen wie beim Kauf einer Privatwohnung: Die neuen Eigentümerinnen und Eigentümer überlegen sich hierbei auch, wie man die Wohnung am besten einrichten kann und welche Wand vielleicht doch weichen muss, damit das Raumkonzept aufgeht. Es gibt also eine Menge zu tun und ein regelmäßiger Austausch ist unabdingbar“, sagt Benjamin.
Wertvoller Austausch
Egal ob Einkauf, Produktion, Vertrieb oder Qualitätssicherung – bei ihrer Arbeit haben Benjamin und seine Kolleginnen und Kollegen viele Schnittstellen mit anderen Abteilungen. Neben der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit in Projekten gibt es auch unter den verschiedenen Logistik-Bereichen bei Bosch regelmäßigen Austausch: „Unsere Zentralabteilung kümmert sich darum, dass wir als Gesamt-Logistik ein Gemeinschaftsgefühl entwicklen. Und ich persönlich entdecke unser Leitbild We are Bosch immer wieder im Wissensaustausch. Dabei geht es unter anderem darum, dass wir gemeinsam nach ständiger Verbesserung streben. Deshalb teilen wir gegenseitig Innovationen, Lösungen und Erfahrungen und lernen voneinander. Denn wir sind ein Bosch und wenn wir uns gegenseitig inspirieren und als Logistik-Community weiterentwickeln, dann kann uns das nur voranbringen. Dieser Gedanke wird auch wirklich sehr stark gelebt im Unternehmen, das finde ich super“, betont Benjamin.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
„Ich glaube, das Wichtigste bei unserer Arbeit ist Kommunikationsstärke. Ich spreche regelmäßig mit Menschen verschiedener Hierarchiestufen: vom Lagerarbeiter bis hin zur Topmanagerin. Dabei ist mir wichtig, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen. Gute Zusammenarbeit hat für mich auch nichts mit der räumlichen Nähe zu tun, sondern mit Respekt und Vertrauen“, sagt Benjamin. Für ihn ist der Faktor Mensch zentral: „Ich versuche immer zu verstehen, warum jemand so reagiert, wie er reagiert. Ich glaube, diese Empathie ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Zusammenarbeit. Meetings starte ich in der Regel erst einmal mit einer fachfremden Frage. Ich möchte bewusst nichts Berufliches hören, sondern versuche eine Ebene aufzubauen, die unabhängig vom Fachlichen ist. Mir ist wichtig, meinem Gegenüber mein vorhandenes Interesse auch tatsächlich zu zeigen“, betont Benjamin. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen die Zusammenarbeit nicht reibungslos verläuft. Auch kulturelle Unterschiede spielen hier oftmals eine Rolle: „Es gibt beispielsweise Kulturen, die lieber um Hilfe bitten als andere. Dafür ein gewisses Bewusstsein zu schaffen, hilft enorm. Als Projektleitungen und Führungskräfte ist es darüber hinaus unsere Aufgabe, Aussagen und Handlungen nicht einfach hinzunehmen, sondern sie auch zu interpretieren. Ich kann mich persönlich durch die internationale Zusammenarbeit weiterentwickeln – das finde ich sehr wertvoll.“
Einsatz in Malaysia
Die tägliche internationale Zusammenarbeit machte Benjamin neugierig: „Ich war schon lange daran interessiert zu erfahren, wie es wohl ist, in einem anderen Land zu arbeiten. Als wir das neue Werk in Malaysia aufgebaut haben, bekam ich die Möglichkeit, als Projektleitung Logistik vier Monate lang die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. So konnte ich einen guten Start des neuen Werks sicherstellen und im Anschluss das Projekt an die neue Leitung vor Ort übergeben. Das Besondere an meinem Auslandseinsatz: Es hat zeitlich perfekt in mein Leben gepasst. Ich konnte meine kleine Tochter und meine Frau mitnehmen – das war also nicht nur für mich im beruflichen Kontext, sondern auch für uns als Familie eine ganz besondere Zeit. Bosch hat mich bei dem Schritt super unterstützt, dafür bin ich heute noch dankbar“, sagt Benjamin.
Während seiner Zeit in Malaysia konnte Benjamin viel für sich mitnehmen: „Vor allem mit Blick auf das Thema Führung habe ich einiges dazugelernt. Ich konnte meinen Führungsstil aus Deutschland nicht auf die asiatischen Kolleginnen und Kollegen übertragen. Sie brauchten eine ganz andere Ansprache. Und die Ansprache dort ist wiederum nicht passend für mein jetziges Team. Für mich ist heute also klar, dass ich mich individuell an die einzelnen Teammitglieder anpassen muss.“
Der Ausgleich zur Arbeit
Zurück in Deutschland kann es aufgrund der internationalen Projekte vorkommen, dass Benjamin früh morgens einen Call mit Kolleginnen und Kollegen in Asien führt und spät abends mit einer Ansprechperson in den USA. Der Arbeitstag wäre ohne eine entsprechende Mittagspause zu lang, doch diese plant Benjamin entsprechend ein: „Ein guter Mix aus Arbeit und Privatleben war mir schon immer wichtig – und ist es mir jetzt noch viel mehr, seitdem ich Papa bin. Ich mag meinen Job, das Leben hält aber noch so viele weitere, schöne Facetten bereit, die ich nicht missen möchte. Ich versetze mich immer wieder in die Perspektive des 80-jährigen Benjamins und treffe auf der Basis Entscheidungen. So versuche ich eine gute Balance zu finden – schließlich muss ich auch immer wieder Kraft sammeln, um bei der Arbeit vollen Einsatz zeigen zu können. Und diese Kraft bekomme ich am besten inmitten meiner Familie. Hinzu kommt, dass ich leidenschaftlich gerne jogge, zum Beispiel mittags in einer längeren Pause. Eine gesunde Work-Life-Balance ist meiner Ansicht nach sehr wichtig, damit es einem langfristig gut geht. In diesem Punkt versuche ich auch ein Vorbild zu sein und unterstütze mein Team dabei, ihre Aufgaben zu priorisieren, sollten sie mal etwas mehr auf dem Tisch haben.“
Gemeinsam im Team zum Ziel
Benjamins Team gibt es erst seit eineinhalb Jahren: „Wir sind noch ein sehr junges, bunt gemischtes Team, weshalb die Teamentwicklung für mich aktuell ein klarer Fokus meiner Arbeit ist. Ich versuche unter anderem gezielt aufzuzeigen, wo Synergien in der Zusammenarbeit bestehen. Meine Mitarbeitenden arbeiten großteils in ihren eigenen Projekten und dachten anfangs, dass es keine Überschneidungen mit ihren Kolleginnen und Kollegen gibt. In einem gemeinsamen Workshop hat sich dann allerdings gezeigt, wie viele fachliche Schnittstellen es tatsächlich sind. Das Learning: Um voneinander zu profitieren und die eigenen Themen vorantreiben zu können, sollten wir alle über unsere Projektgrenzen hinweg zusammenarbeiten.“
Auch abseits der Arbeit trifft sich Benjamins Team immer wieder: „Wir waren schon in einem Escape Room. Das war ganz schön, da wir dort gemeinsam eine Aufgabe lösen konnten. Und auch die Teilnahme bei einem Pubquiz hat unseren Zusammenhalt als Team gestärkt“, erzählt Benjamin. „Ich versuche auch immer, eine gewisse Begeisterung für unsere Arbeit zu übermitteln. Denn nur, wenn allen der Mehrwert der eigenen Arbeit klar ist und sie sich ihrer wichtigen Rolle bewusst sind, kommt auch die nötige Motivation auf.“
Individuelle Führung und Role Models
„Ich versuche möglichst auf die individuellen Bedürfnisse meiner Mitarbeitenden einzugehen. Ich bin kein Typ für Mikromanagement und gebe grundsätzlich allen einen Vertrauensvorschuss. Kommt jemand mit einer Frage auf mich zu, helfe ich in dem Umfang, in dem es von der Person auch gewünscht ist. Eine gute Führungskraft schafft es meiner Ansicht nach, das maximale Potential der Mitarbeitenden abzurufen – und das ist auch mein Ziel. Dadurch kann es passieren, dass mich fachlich auch mal jemand überholt. Natürlich ist es manchmal gar nicht so leicht, das eigene Ego abzulegen. Es ist aber total wichtig, sich zurückzunehmen, damit das Teammitglied die Bühne bekommt, die es verdient“, betont Benjamin.
Was ihm dabei hilft, eine gute Führungskraft zu sein? „Zum einen habe ich selbst auch eine Führungskraft. Dadurch weiß ich, welche Wünsche es gibt und wie man diese erfüllen kann. Darüber hinaus bilde ich mich weiter, sei es über die Teilnahme an Seminaren oder über Bücher. Das ist sehr wichtig, da sich Führung und der Anspruch an Führung kontinuierlich verändert. Und ich schaue mir manches von anderen Führungskräften bei Bosch ab. Bei uns im Halbleiterbereich gibt es einen Kollegen, der mich immer wieder beeindruckt. Er kann andere für das gemeinsame Ziel begeistern und mit seinem Optimismus anstecken. Diese Energie finde ich toll und ich versuche, mir davon etwas abzuschauen”, erzählt Benjamin.
Benjamin Fiedler
Gruppenleiter in der Logistik bei Bosch
Benjamin Fiedler ist Gruppenleiter in der Logistik des Halbleiterbereichs bei Bosch. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Jena studiert. Im Anschluss entschied er sich für einen dualen Master im Fach International Management bei Bosch und der Steinbeis-Hochschule in Berlin. Nach dem Abschluss bewarb er sich wieder bei Bosch und stieg als Logistikplaner im Halbleiterbereich in Reutlingen ein. Von November 2022 bis März 2023 war er für vier Monate im Rahmen eines Projekts in Malaysia. Seit eineinhalb Jahren leitet er sein aktuelles Team in Reutlingen und gestaltet mit ihm die Lieferkette im Halbleiterbereich mit.