Im Frühjahr 1932: Bosch stellt das erste Autoradio Europas vor
Bosch liefert heute vielen Autoherstellern für neue Autos die Autoradios, genauer gesagt, Infotainmentsysteme, denn es steckt ja meist vielmehr dahinter als das bloße Hören von Radiosendern unterwegs – Verkehrsnachrichten und Navigation zum Beispiel.
Krisengeschüttelt
Aber wie kam Bosch darauf, Autoradios zu entwickeln? Es lag zum großen Teil an der krisengeschüttelten Autoindustrie der 1920er Jahre. Zur besseren Balance kamen neben der traditionsreichen Autotechnik Neues wie Hausgeräte und Elektrowerkzeuge dazu. Und ein Berliner Radiohersteller namens Ideal, den Bosch zuvor schon jahrelang mit Kondensatoren für Heimradios beliefert hatte.
Und weil es klug war, Knowhow zu bündeln, entwickelten die Radioexperten von Ideal und die Autoelektrikfachleute von Bosch in Stuttgart das erste seriengefertigte Autoradios Europas.
Mit dem Blauen Punkt
Autosuper 5 hieß es, und trug als Marke den „Blauen Punkt“, der als Firmen- und Markenname der Unterhaltungselektronik noch bis 2009 bei Bosch geführt wurde. Ein Metalkoloss von 12 Kilogramm, der sich nur mühsam im Beifahrerfußraum unterbringen ließ. Die gläsernen Röhren waren noch zu fragil für die meist unebenen Straßen, aber die Entwickler arbeiteten damals bereits an stabileren Nachfolgern.
Nicht nur für Autos
Auf der Berliner Funkausstellung im August 1932 war es zweifellos ein Glanzlicht. In den USA gab es so etwas bei General Motors bereits, in Europa bisher aber nur Experimentelles. Und mit diesem Radio, eigens für den Einsatz unterwegs konstruiert, gab es endlich ein Angebot auf den Markt. Vorausgesetzt, der Käufer war bereit, mit über 300 Mark ein Akademiker-Monatsgehalt zu zahlen. Kein Wunder, dass es zum Einbau in Autos, Schnellboote und Flugzeuge empfohlen wurde.
Im Auto ließ sich in der Regel nur ein einziger Sender empfangen, trotz aufwändiger Antennenkonstruktionen, die sich rund um das ganze Dach spannten. Und das viele Kopfsteinpflaster zerstörte so manche empfindliche Glasröhre. Aber unverdrossene Kunden konnten sich der Faszination des Nachrichtenhörens unterwegs nicht entziehen, und in die nächste Radiogeneration 1935 brachten die Entwickler alle Erfahrungen ein, die schmerzhaft die Schwächen des neuen Produkts offengelegt hatten.
Autor: Dietrich Kuhlgatz