Robert Bosch als Arbeitgeber
„Mit-Arbeiter“ statt Lohnempfänger
Robert Bosch war es wichtig, seine Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen und Potenziale zu fördern. Als sozial denkender Unternehmer sorgte er nicht nur für eine optimale berufliche Förderung, sondern auch für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen seiner Beschäftigten. Dies brachte ihm den Namen „Vater Bosch“ ein.
Als Robert Bosch 1886 in seine erste kleine Werkstatt in der Rotebühlstraße in Stuttgart einzog, geschah dies unter den neugierigen Augen eines vierjährigen Jungen, der im selben Haus wohnte. Dem kleinen Otto Fischer entging nichts: Er beobachtete wie der junge Mann mit Vollbart zu seinen Kunden aufbrach und schaute den Mechanikern bei ihrer Arbeit zu. Später wurde er selbst Mechaniker und fing 1905 bei Bosch an zu arbeiten.
Da er an der Einstellung nicht persönlich beteiligt war, wusste Robert Bosch zunächst nichts von seinem neuen Mitarbeiter. Als er diesen zufällig traf und davon erfuhr, besuchte er Otto Fischer gleich am nächsten Tag an seinem Arbeitsplatz.
Robert Bosch setzte auf den direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern. Sie sollten nicht nur Lohnempfänger sein, sondern sich als Teil des Ganzen betrachten und in die Unternehmensabläufe eingebunden sein.
Verantwortung zahlt sich aus
Dieser Verantwortung mussten die Mitarbeiter aber auch in allen Bereichen gerecht werden. Robert Bosch konnte als ökonomisch wirtschaftender Unternehmer sehr empfindlich und lautstark auf Unordnung am Arbeitsplatz oder mangelnde Qualität der Erzeugnisse reagieren. In den ersten Jahren im neuen Fabrikgebäude machte das folgende geflügelte Wort die Runde: „Hast du den Vater heute schon gesehen?“ – „Nein, aber gehört.“ Doch in der Titulierung „Vater“ wird auch eine andere Facette des Unternehmers deutlich, nämlich die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, die Robert Bosch besonders ernst nahm. In seinem unternehmerischen Handeln war ihm stets bewusst, dass immer mehr Mitarbeiter vom Schicksal seines Unternehmens abhängig waren. Dies wurde vor allem in Krisenzeiten für den Menschen Robert Bosch zu einer Belastung.
Motivation und Identifikation
Als sich das Werk immer weiter zum industriellen Großbetrieb entwickelte und der persönliche Kontakt zum einzelnen Beschäftigten nicht mehr möglich war, traten an die Stelle der persönlichen Fürsorge des Unternehmensgründers umfassende innerbetriebliche soziale Leistungen. Vorbildliche Arbeitsbedingungen sowie ein gutes Arbeitsklima kennzeichneten das Unternehmen seit seinen Anfängen. Robert Bosch wusste genau, dass die Motivation seiner Mitarbeiter von diesen Faktoren abhängig war, die somit letztendlich auch Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens hatten. Als einer der ersten Unternehmer führte er bereits 1906 den Achtstundentag ein. Aber nicht nur aus sozialer Fürsorge heraus, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen: Die Mitarbeiter arbeiteten effektiver und motivierter und bewältigten dasselbe Arbeitspensum in kürzerer Zeit. Darüber hinaus konnte auch das Zweischichtsystem eingeführt werden.
Im Grunde findet sich vieles von Robert Boschs Einstellung zur Eigenverantwortung der Mitarbeiter auch heute noch in den Führungsgrundsätzen, wie sie in „We lead Bosch“ formuliert sind. Führung auf Grundlage von Vertrauen und Wertschätzung hat schon der Unternehmensgründer vorgelebt. Und so formte Robert Bosch vor mehr als 100 Jahren ein erfolgreiches Industrieunternehmen mit Mitarbeitern, die sich in der Tradition des Gründers auch heute noch als „Mit-Arbeiter“ und nicht nur als Lohnempfänger und Angestellte verstehen.
„Neben Verantwortung ist auch Vielfalt einer unserer zentralen Werte bei Bosch. Unsere Mitarbeitenden tragen mit ihren individuellen Perspektiven und Erfahrungen direkt zum Erfolg und Wandel des Unternehmens bei. Ein Beispiel dafür sind die Mitarbeiter-Netzwerke bei Bosch. Ich bin beeindruckt, wie viele Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichsten Bereichen hier gegenseitig voneinander lernen und gemeinsam ihre Visionen im Interesse des Unternehmens vorantreiben. Dieses Engagement ist einfach großartig.“
Stefan Grosch, Arbeitsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung
Autorin: Christine Siegel