Endlich Sommer. Die Bosch-Familie in den Bergen
Während wir heute oft in ferne Lande reisen – die billigen Flüge machen es möglich – ging es vor mehr als einem Jahrhundert meistens gediegener zu. Lange Anreisewege mit der Kutsche mussten in Kauf genommen werden, so dass man sich genau überlegte, wohin man in den Urlaub fuhr und für wie lange.
Bergwandern statt Fitnesscenter
Robert Bosch zog es als begeisterten und sehr sportlichen Naturfreund mit der ganzen Familie ins Gebirge, meistens nach Tirol oder in die Allgäuer Alpen. Er erinnerte sich anlässlich seines 70. Geburtstages: „Jedes Jahr, wenn die Schulferien meiner Kinder begannen, fuhren wir alle in den „Kasten“ im Hinterautal und blieben 4 Wochen dort. Ich selbst musste nun jeden Morgen und jeden Nachmittag auf die Pirsch. Dabei stieg ich täglich zwischen 1 000 und 1 200 m hoch. Dabei gab es ausgiebigen Stoffwechsel und es ist meine Überzeugung, dass dieser vieljährige Sommeraufenthalt im Gebirge, den ich auch heute noch nehme, mich gesund und rüstig erhalten hat.“
Hart im Nehmen
Die Touren mit seiner ersten Familie eigneten sich hauptsächlich für geübte Bergsteiger. Seine Tochter Margarete erzählte in ihren Jugenderinnerungen: „der Vater war ein leidenschaftlicher Bergsteiger und hat mit meiner Mutter, als wir noch klein waren, große Bergtouren gemacht. […] Als ich 10 Jahre und mein Bruder 7 Jahre alt waren, durften wir zum erstenmal mit ins Gebirge, das war ein ganz großes Ereignis. Unsere erste Hochtour war auf die östliche Karwendelspitze. Wir übernachteten auf der Hochalm und durften im Heu schlafen. Am anderen Morgen, in aller Frühe, ging es bergan zur Karwendelspitze […] Meine Schwester und ich mußten über einen Grat traversieren. Meinen Bruder hat der Führer hinübergetragen; dem kleinen Kerl hat man das Traversieren noch nicht zugetraut. Bei diesen Wanderungen […] hat mein Vater seinen Kindern große Marschleistungen abgefordert. […] Bei jener Tour auf die östliche Karwendelspitze waren es sogar 13 Stunden. Mein Vater war selbst ein außerordentlich zäher Wanderer, der seine Mitwanderer manchmal etwas zur Verzweiflung brachte, wenn sie nicht sagen wollten „ich kann nicht mehr.“
Auf einem Pferderücken in die Berge
Auch mit seinen Kindern aus der zweiten Familie, Eva und Robert d.J. war Robert Bosch viel in den Bergen und der Natur unterwegs. Bei der Kondition war er nun aber bereit, Zugeständnisse zu machen. Denn jetzt ging es oft in Begleitung eines Pferdes ins Gebirge, das entweder das Gepäck oder die Kinder selbst trug.
Zur Erinnerung
Zu Ehren von Robert Bosch wurde anlässlich seines 150. Geburtstages am 23. September 2011 der Wanderweg zur Stuttgarter Hütte in den Lechtaler Alpen nach ihm benannt. Im Hüttenbuch hatte er sich fast genau hundert Jahre vorher, am 9. September 1911 verewigt.