Wie Solution Architecture weltweit Türen öffnet
Enrico, Solution Architect bei Bosch Global Real Estate
Welche IT-Systeme gibt es aktuell in den Gebäuden bei Bosch weltweit, welche benötigen die Kolleginnen und Kollegen am Standort und wie können wir die Integration digitaler Lösungen weiter vorantreiben? Diesen Fragen widmet sich Solution Architect Enrico täglich bei seiner Arbeit im Bereich Global Real Estate – und findet gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen die geeigneten Lösungen. Aktuell arbeiten Enrico und sein Projektteam beispielsweise an einem global nutzbaren Firmenausweis für alle Bosch-Mitarbeitenden. Sein Antrieb bei der Arbeit: der kreative Spielraum, die globale Verantwortung und die Möglichkeit, anderen zu helfen und sich selbst dabei weiterzuentwickeln.
Schritt für Schritt zum neuen Firmenausweis
„Bei unserem aktuellen Projekt rund um die Firmenausweise bei Bosch war die Vision und damit das Ziel von Beginn an, dass wir die verschiedenen Ausweise weltweit vereinheitlichen und gleichzeitig sicher gestalten“, berichtet Enrico, Solution Architect im Digitalisierungsteam der Global Real Estate. „Wenn Bosch-Mitarbeitende aktuell beispielsweise in andere Länder reisen und dort ihre Firmenausweise nutzen möchten, klappt das nicht. Sie müssen zum Empfang und sich anmelden – analog zu externen Besucherinnen und Besuchern.“
Neben der Zugangskontrolle sind die Firmenausweise auch im Arbeitsalltag ständige Begleiter der Kolleginnen und Kollegen: „Sie sind beispielsweise auf ihren Ausweis angewiesen, wenn sie in der Kantine bezahlen, Unterlagen ausdrucken oder ein Auto aus dem Fuhrpark mieten wollen. Die Möglichkeiten zur Nutzung sind vielfältig und die Systeme unterscheiden sich von Standort zu Standort. Deswegen haben wir uns erst einmal einen Überblick über die genaue Ausgangslage und mögliche Herausforderungen bei diesem Projekt mithilfe einer Studie verschafft“, sagt Enrico, der das Projekt leitet.
Über das Digitalisierungsteam der Global Real Estate
Der Servicebereich Global Real Estate (GR) bei Bosch hat die Aufgabe, Silos aufzubrechen und die Bosch-Standorte weltweit zusammenzubringen. Die Mission des Digitalisierungsteams der GR ist es, innovative und sichere digitale Lösungen zu erarbeiten. Die Mitarbeitenden des Teams erfassen die Bedarfe einzelner Personen, Standorte oder Regionen über ein Ticketsystem und haben das Ziel, ihre Wünsche rund um die Gebäude von Bosch weltweit bestmöglich zu erfüllen. Ist ein Ticket eingegangen, prüfen, bewerten und priorisieren die Kolleginnen und Kollegen das Anliegen. Wenn alles passt, gehen sie in die Umsetzung und suchen nach geeigneten IT-Lösungen, entwickeln neue Prozesse oder setzen weitere Service-Leistungen um, wie Studien oder individuelle Beratungen. Die Schwerpunktfelder des Digitalisierungsteams sind das Computer Aided Facility Management (CAFM), das eigene Stammdatensystem mit allen zugrundeliegenden Prozessen und die benötigten Systeme rund um das Building Information Modeling (BIM).
Studie zu Firmenausweisen weltweit
Enrico und seine Kolleginnen und Kollegen starteten mit einer Studie in das Projekt: „Zunächst haben wir im Rahmen der Studie zentrale Begriffe definiert und mit dem entstandenen Glossar eine gute Basis für die Kommunikation im Projekt geschaffen. Darüber hinaus haben wir uns in fünfzig Interviews mit Expertinnen und Experten aus aller Welt einen Überblick über die vorhandenen Ausweise und Systeme dahinter verschafft. Bei der Global Real Estate haben wir ein cloudbasiertes Stammdatensystem, in dem zentrale Daten wie die Standorte oder auch die Flächeninformationen der Gebäude hinterlegt sind“, erzählt Enrico stolz, der im Team auch für die Stammdatenpflege verantwortlich ist. Was bisher jedoch noch fehlte, waren die Daten rund um die Firmenausweise: „Die anhand der Studie gesammelten Infos haben wir daher in unserer Datenbank ergänzt, wodurch wir nun ein genaues Lagebild über den aktuellen Status weltweit haben. Dadurch können wir beispielsweise genau sagen, welche Kartentechnik und -kodierung Bosch bei den Ausweisen am Standort Bengaluru in Indien nutzt, welche Kartenleser und Zutrittskontrollsysteme im Einsatz sind und wie viele Ausweise die Kolleginnen und Kollegen vor Ort tatsächlich nutzen.“
Auf die Studie folgt der Pilot
Das Lagebild und das Ziel sind klar – nun geht’s an die Umsetzung: „Im Großraum Stuttgart gibt es neben der Bosch-Zentrale in Gerlingen viele weitere Standorte. Die Mitarbeitenden wechseln zwischen diesen regelmäßig – bedingt durch Projekte oder weil sie beispielsweise phasenweise an einem zum Wohnort nahe gelegenen Bosch-Coworking-Space arbeiten möchten. Die Region eignet sich also hervorragend für ein Pilotprojekt, um Erfahrungswerte rund um die Einführung eines zentralen Firmenausweises zu sammeln“, sagt Enrico.
„Durch die erhöhte Kompatibilität der Firmenausweise soll sich die Nutzererfahrung verbessern – unter anderem durch eine erhöhte räumliche Flexibilität. Natürlich haben wir neben den spürbaren Vorteilen für die Mitarbeitenden auch die wirtschaftlichen Faktoren im Blick: Wir erwarten, dass wir durch unsere Maßnahmen langfristig Kosten optimieren können – zum Beispiel indem wir die Zahl der Backend-Systeme reduzieren. Der Pilot im Stuttgarter Raum wird uns dabei helfen, zu prüfen, inwieweit sich unsere Erwartungen tatsächlich erfüllen“, so Enrico.
Datengetriebene Arbeit für optimale Ergebnisse
Neben greifbaren Projekten wie dem globalen Firmenausweis arbeiten Enrico und seine Kolleginnen und Kollegen auch an übergeordneten Transformationsprozessen: „Wir leben im Datenzeitalter. Das heißt, dass wir verfügbare Daten auch für uns nutzen sollten, um beispielsweise nachhaltige wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen“, findet Enrico. „Unser Portfolio bei der Global Real Estate sind Liegenschaften und Gebäude. Die Gebäude können wir für uns nutzen, um Daten zu erfassen und so fundierte Entscheidungen zu treffen.“
„Intelligente Gebäude sind vor allem für heutige Nachhaltigkeitsziele ein Muss. Zum Beispiel optimieren wir aktuell das Energiemanagement unserer Gebäude. Wir wollen die Energiedaten anhand von gezielt platzierten Messgeräten umfassend auslesen, um diese zentral auswerten und Energieverbräuche im Gebäude visualisieren und optimieren zu können. Das soll natürlich automatisiert erfolgen.“
Neben neuen Systemen prüfen Enrico und seine Kolleginnen und Kollegen auch regelmäßig die Wirtschaftlichkeit der vorhandenen IT-Landschaft: „Wir schauen uns die betriebenen IT-Anwendungen im Bestand an und prüfen, wie viele redundant sind und welche wir davon reduzieren oder miteinander kombinieren können. Ein Beispiel hierfür ist das Zutrittskontrollsystem: Bislang betreiben viele Standorte das gleiche Backend-IT-System lokal im eigenen Haus. Dabei bietet es sich an, ein System zentral oder zumindest in geeigneten Regionen-Clustern zu betreiben. Damit reduzieren wir Kosten und erhöhen die Betriebseffizienz. Standorte mit einem anderen System beraten wir proaktiv, diesbezüglich einen Wechsel anzustreben. Es macht Spaß, eigenes Wissen weiterzugeben, datengetrieben Vorschläge auszuarbeiten und Kolleginnen und Kollegen auf ihrem Weg zur Lösung zu beraten und mitzunehmen“, berichtet Enrico.
Gemeinsam zum Erfolg
Das Besondere an der Arbeit im Bereich Solution Architecture bei Bosch? Für Enrico ist klar: „Das sind die Menschen, die Teil unserer großartigen internationalen Solution Architects Community sind. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich durch Projekte neue Leute kennenlerne. Bei uns im Unternehmen arbeiten so viele wissbegierige, kreative und innovative Kolleginnen und Kollegen – das ist klasse. Mit ihnen tausche ich mich sehr gerne aus!“
„Darüber hinaus haben wir bei uns im Unternehmen unser eigenes Bosch Solution Architecture Framework entwickelt. Dieses lässt sich mit einem modularen Werkzeugkasten vergleichen, auf den wir bei unserer Arbeit zurückgreifen können. Das Framework wurde auch von der Zertifizierungsinstitution ‚The Open Group’ international für den Zertifizierungsprozess zum ‚Open Certified Architect’ anerkannt – darauf sind wir als Bosch-Mitarbeitende besonders stolz“, betont Enrico.
Von Veränderung und Weiterentwicklung
Die Welt verändert sich stetig. Für Enrico ist klar: Transformation gehört dazu. „Vor allem bei uns im Software-Bereich ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Haben wir eine neue Software in einer Region eingeführt, bedeutet das nicht etwa, dass diese dort für immer von den Mitarbeitenden verwendet wird. Transformation ist nichts Negatives, sondern wichtig – auch für unsere eigene Weiterentwicklung.“
Deutlich wird das auch mit Blick auf Enricos aktuelles persönliches Vorhaben: „Ich möchte mich im Rahmen der Professional Development Journey weiterbilden. Aktuell bin ich Associate Architect – mein Ziel ist es, das nächste Level zu erreichen und Master Architect zu werden. Der Weg zur nächsten Stufe ist vergleichbar mit einem Studium mit Theorie- und Praxisanteilen: Neben einem Curriculum ist unter anderem ein 40-stündiges Training Teil der Zertifizierung“, sagt Enrico. „Bosch unterstützt mit Trainings und einer Plattform für Erfahrungsaustausch – die Zertifizierung erfolgt dann gemeinsam mit ‚The Open Group’.“
Über die Professional Development Journey
Die Professional Development Journey (PDJ) ist Teil der Bosch Architects Profession. Sie zielt auf den beruflichen Entwicklungsprozess ab und soll die Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen der Architektinnen und Architekten kontinuierlich verbessern. Dadurch erhöht die PDJ die Qualität der Architekturarbeit in den jeweiligen Organisationseinheiten. Insgesamt gibt es fünf Stufen der Professionalisierung, die die Mitarbeitenden erreichen können: Aspiring Architect, Associate Architect, Senior Architect, Master Architect und Chief Architect. Die Zertifizierung erfolgt jeweils durch das Konsortium „The Open Group“ – in Kooperation mit Bosch.
Von Dresden über Stuttgart bis in die Welt
Enrico wohnt in Dresden, wo er auch bei Bosch gestartet ist. Seit seinem Wechsel zur Global Real Estate ist er in Stuttgart angestellt und kommt daher regelmäßig in den Süden Deutschlands: „Ich bin einmal im Monat für mehrere Tage im Büro. Wir haben einen Workshop-Tag pro Monat etabliert, für den ich gerne vor Ort bin. Ansonsten komme ich je nach Bedarf nach Stuttgart.“ Die restliche Zeit arbeitet Enrico von zu Hause aus: „Anfangs konnte ich es mir gar nicht vorstellen, remote zu arbeiten. Nun genieße ich es sehr. Es sind eben sehr kurze Wege und ich habe enormen Freiraum bei der Tagesgestaltung. Das geht natürlich nicht bei jedem Job. Ich bin heute sehr froh und dankbar, dass es möglich ist, meiner Leidenschaft nachzugehen und diese gleichzeitig mit meinem Privatleben in Dresden vereinen zu können.“
„Das Besondere bei meinem Beruf ist, dass ich häufig Calls habe, auch wenn ich vor Ort im Büro bin. Denn selbst wenn viele meiner Teamkolleginnen und -kollegen in Stuttgart sitzen – ich arbeite in der Regel sehr intensiv mit Mitarbeitenden aus anderen Ländern zusammen. Ich brenne dafür, in neue Themenbereiche einzutauchen, Verständnis für technologische Innovationen zu erlangen und Lösungsmöglichkeiten zu durchdenken – das gelingt auch bei einer digitalen Zusammenarbeit gut. Beispielsweise nutzen wir regelmäßig Online-Boards, um die Ausgangssituationen und mögliche Lösungen zusammenzutragen.
Für Enrico steht der regelmäßige gemeinsame Austausch im Vordergrund – das sehen seine Kolleginnen und Kollegen auch so: „Mit Enrico über das Thema Datenstrategie zu diskutieren, ist super. So bleibe ich mit Blick auf aktuelle Entwicklungen im Bereich Global Real Estate auf dem Laufenden und kann Chancen für unsere Region erkennen”, bestätigt Bruno, Senior Engineer bei Bosch in Brasilien. Als Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsspezialist ist er Teil einer Gruppe von Expertinnen und Experten, die sich mit den Themen Digitalisierung, Energie und globaler Firmenausweis befassen. Dadurch arbeiten Bruno und Enrico immer wieder zusammen.
Enrico Neuber
Solution Architect bei Bosch
Enrico ist Solution Architect mit einer Spezialisierung auf Datenarchitektur bei Bosch. Er studierte Informatik an der Universität in Dresden. Nach seinem Diplom-Abschluss startete er als Systemexperte in der Halbleiterbranche ins Berufsleben. Durch den Bau des Halbleiterwerks in Dresden wurde er auf Bosch aufmerksam. Ende 2018 stieg er dort als Lösungsarchitekt ein und baute die 300-mm-Halbleiterfabriken mit auf. 2022 wechselte Enrico zum neu gegründeten Servicebereich Global Real Estate, wo er als Teil des Digitalisierungsteams an innovativen und sicheren digitalen Lösungen für die Bosch-Welt arbeitet.