„Unser Urteilsvermögen wird uns immer von Maschinen unterscheiden“
Im Gespräch mit dem Partner von IBM Ventures
Computer, die unsere Vorlieben kennen? Unsere Fähigkeiten ergänzen? Was klingt wie Science Fiction, passiert gerade – mit der Folge, dass sich die Kommunikation zwischen Mensch und Technologie radikal ändern wird. Zum Positiven, sagt Christoph Auer-Welsbach, Partner, IBM Ventures.
IoT-Experte Christoph Auer-Welsbach im Interview
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Künstliche Intelligenz ersetzt den Menschen nicht
Für Christoph Auer-Welsbach, Partner, IBM Ventures, ist es nicht neu, dass Mensch und Maschine interagieren: „Denken wir an Schach – hier spielen Menschen seit Jahren gegen Computer.“ Er sieht in künstlicher Intelligenz (KI) keine Gefahr, sondern eine wertvolle Ergänzung der menschlichen Fähigkeiten. „Computer werden nicht übermächtig sein“, so Auer-Welsbach. In vielen Berufen könne KI den Menschen allerdings ihren Arbeitsalltag erleichtern. Zum Beispiel bei Jobs im Gesundheitswesen: „Um sich über den Zustand aller Patienten oder alle medizinischen Entwicklungen stets auf dem Laufenden zu halten, müsste ein Arzt pro Woche 160 Stunden mit Lesen verbringen – die Zeit hat er nicht.“ KI könne das für ihn übernehmen, aber dieses Wissen helfe nur, wenn es zwischen Arzt und Maschine eine Schnittstelle gebe. „Deswegen sind Systeme wichtig, die die Masse an Informationen sinnvoll für den Arzt aufbereiten. So hätte er mehr Zeit für Patienten und es würden noch weniger Fehler passieren.“
Auch in anderen Bereichen wie dem öffentlichen Sektor oder der Schwerindustrie wird KI laut Auer-Welsbach eine entscheidende Rolle einnehmen: „Künstliche Intelligenz wird Einfluss auf Produktionsprozesse von Unternehmen haben und auf Bereiche, in denen Kunden Berührungspunkte mit automatisierten Dienstleistungen haben.“
Maschinen können lernen
Ein junges Technologieunternehmen hat einen normalen Industrieroboter zum 3-D-Drucker umprogrammiert: die völlig neue, hochkomplexe Funktion wurde möglich durch maschinelles Lernen und Computer Vision. Dieses Beispiel nennt Auer-Welsbach, um zu veranschaulichen, dass wir weiterdenken müssten: „Bisher nutzen wir Computer nur auf die Art und Weise, für die sie programmiert wurden – das war’s. Doch Maschinen können lernen.“ KI helfe nicht nur Zeit zu sparen, sondern verbessere außerdem die Qualität von Produkten oder Prozessen. „Computer Vision arbeitet schlichtweg besser als Standard-Software“, so Auer-Welsbach. Zukünftig sei KI außerdem in der Lage, sich auf unseren Charakter und unsere Fähigkeiten, aber auch auf individuelle physische Besonderheiten einzustellen und dementsprechend zu agieren.
Das letzte Wort hat der Mensch
Christoph Auer-Welsbach betont, dass sich nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Maschine grundlegend verändern wird: „Auch die Kommunikation von Maschinen untereinander, quasi die Bot-zu-Bot-Kommunikation, wird immer wichtiger.“ Anstelle zahlreicher Applikationen auf dem Smartphone wünscht sich Auer-Welsbach einen einzigen Bot, der mit anderen Systemen kommuniziert. Durch Maschine-Maschine-Kommunikation könne er den Nutzer beispielsweise bei der Reiseplanung unterstützen und Vorschläge liefern: „Entscheiden, was ich letztendlich tue, werde immer noch ich, der Mensch. Das menschliche Urteilsvermögen wird in Zukunft der ausschlaggebende Unterschied zwischen künstlicher und menschlicher Intelligenz sein.“ So diene die Maschine als Dienstleister, jedoch nicht als Entscheider – und der Mensch hat das letzte Wort.
Christoph Auer-Welsbach, Partner, IBM Ventures
Ein Mann, viele Talente: er ist Gründer, Investor, Produktmanager und vielgebuchter Referent zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, Infrastruktur und Cloud sowie Internet der Dinge. Außerdem berät Christoph Auer-Welsbach zahlreiche Start-ups. Er studierte Wirtschaft und Recht an der Universität Klagenfurt (Österreich) und hat einen MBA-Abschluss.
Fazit
Christoph Auer-Welsbach, Partner, IBM Ventures, sieht in Künstlicher Intelligenz eine wertvolle Ergänzung zu menschlichen Fähigkeiten. Die Art, wie wir mit Maschinen und Maschinen untereinander kommunizieren, werde sich grundlegend ändern. Computer können lernen und für völlig andere Aufgaben eingesetzt werden als zunächst vorgesehen.