Smarter Informationsfluss
Im Gespräch mit dem Datenjournalist und CEO der Datenfreunde GmbH
11.10.2018
Marco Maas ist überzeugt: „Nachrichten müssen uns finden – nicht wir sie.“ In der eigene Wohnung hat der Vordenker des Datenjournalismus seine Vision bereits verwirklicht.
Das Super-Smart Home
Bei Marco Maas zu Hause interagieren und kommunizieren alle Geräte miteinander: Heizung, Lampen, Steckdosen, Unterhaltungsgeräte, der Staubsaugerroboter, Wohnungstür, Körperfettwaage. Sensoren überall – permanent fließen gewaltige Datenströme. „Derzeit habe ich rund 130 smarte Geräte vernetzt. Alles ist smart. Ich habe alles, was Sie sich vorstellen können.“ Eines der Hauptziele von Maas’ Super Smart Home ist dabei ein nie versiegender Informationsfluss. Die Daten verraten zum Beispiel, ob der Kohlendioxidgehalt im Wohnzimmer zu hoch ist und gelüftet werden müsste – zu erkennen als optisches Signal an der wechselnden Farbe der Lampe dort.
Rund 130
Geräte, die Marco Maas in seinem Smart Home vernetzt hat.
Die richtigen News zur richtigen Zeit
Für den Datenjournalisten liegt es auf der Hand, dass sich die Nutzungsgewohnheiten im Hinblick auf den Nachrichtenkonsum grundlegend ändern. Gemeinsam mit seinem zehnköpfigen Team, darunter die beiden Mit-Geschäftsführer, hat er deshalb die Nachrichten-App „xMinutes“ entwickelt. Sie spielt Medieninhalte zielgerichtet und personalisiert an Nutzer aus, je nachdem, welche Interessen sie haben und wo sie sich gerade befinden. Durch vernetzte Geräte, Algorithmen und Big Data sollen ihnen die richtigen News zur richtigen Zeit serviert werden.
Effizient und zeitsparend
Seine Mission ist eine hypervernetzte News-Welt, in der User auf Wunsch überall und ständig mit Informationen versorgt werden können. Konkretes Beispiel: Wenn man morgens vor dem Spiegel steht und die Zähne putzt, wird das von Sensoren registriert, und ein Audio-Gerät liest dann die für den Nutzer relevanten Nachrichten vor. Liege man noch im Bett, und es sei aufgrund der Verkehrsmeldungen klar, dass es an diesem Tag Staus geben würde, könne der Wecker zehn Minuten früher klingeln, um die Verzögerung auszugleichen, schlägt Maas eine weitere Anwendung vor: „So fließen die Nachrichten in die vernetzte Umgebung ein.“
Homeless Media
Bereits jetzt stehen unzählige Geräte zur Verfügung, auf denen News ausgespielt werden können. „Es gibt das vernetzte Auto, das vernetzte Zuhause und den vernetzten Kühlschrank.“ Maas ist deshalb davon überzeugt, dass die Nachrichten immer stärker von ihrer eigentlichen Quelle entkoppelt werden. Statt einen Artikel in einem bestimmten Magazin oder auf einer Nachrichtenwebsite zu lesen, werden News mobil über Facebook, Instagram, Newsletter oder über diverse Apps konsumiert. „Homeless Media“ lautet der Begriff dafür – die Inhalte haben keine Heimat mehr.
Medienmarken verlieren an Bedeutung, Algorithmen werden immer wichtiger
Diese Entwicklung hat laut Maas einerseits zur Folge, dass Medienmarken an Bedeutung verlieren, Webseiten seltener besucht werden. Andererseits müssten Menschen lernen zu verstehen, dass Algorithmen in Zukunft eine immer größere Rolle in ihrem Leben spielen. „Wir brauchen Big Data und wir brauchen die Daten-Sammlungen, wenn wir weltweit konkurrenzfähig sein wollen.“ Idealerweise, so Maas, sollte die Nachricht den Nutzer erreichen, noch bevor ihm überhaupt bewusst sei, dass er sie möchte. Dies sei notwendig, damit News-Produzenten weiterhin ihre Zielgruppen erreichen.
Ein Interview mit Marco Maas, Datenjournalist und CEO Datenfreunde GmbH
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Marco Maas, 40
CEO Datenfreunde GmbH
Derzeit habe ich rund 130 smarte Geräte vernetzt. Alles ist smart. Ich habe alles, was Sie sich vorstellen können.
Der in Hamburg lebende Marco Maas ist Gründer und Geschäftsführer von Datenfreunde GmbH/OpenDataCity. Die Datenjournalismus-Agentur gründete er 2009 mit zwei Partnern und realisierte seither mehr als hundert Projekte unter anderem für Magazine, Zeitungen, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und mehrere Non-Profit-Organisationen. Jüngstes Projekt der Datenfreunde ist die Nachrichten-App „xMinutes“, die kontextbasiert journalistische Inhalte ausspielt.
Fazit
Marco Maas sieht große Herausforderungen für News-Produzenten der Zukunft: Mithilfe von vernetzten Geräten, Algorithmen und Big Data müssen die Nachrichten den Verbraucher im passenden Moment und Format erreichen.