Künstliche Intelligenz – Die Zukunft der Arbeit
Im Gespräch mit dem Partner des McKinsey Global Institute
29.05.2018
Werden viele Mitarbeiter von Unternehmen bald durch Künstliche Intelligenz ersetzt? Michael Chui, Partner am McKinsey Global Institut, glaubt nicht an die Massenarbeitslosigkeit durch Maschinen – aber er ist sich sicher, dass Arbeit neu erfunden wird.
Umstrukturierung statt Entlassungen
„Was bedeutet das für unsere Arbeit?“ Diese Frage hört Michael Chui oft, wenn es um seine Forschung zu Künstlicher Intelligenz im Wirtschaftsleben geht. Eine seiner Antworten lautet: „Es gibt fast keinen Teil der Wirtschaft, der von Künstlicher Intelligenz nicht betroffen sein könnte. Wir werden uns alle verändern müssen. Die größte Herausforderung, die wir also haben, ist nicht die Massenarbeitslosigkeit.“ Vielmehr gehe es darum, die Arbeit neu zu denken und neu zu strukturieren.
Chui, Partner der Forschungsabteilung des Beraterunternehmens, hat fast 900 verschiedene Jobs und rund 2.000 verschiedene Prozesse näher betrachtet. Seine Erkenntnis: Nahezu die Hälfte aller Tätigkeiten, für die Menschen bezahlt werden, können automatisiert werden. Und all das nur mit Technik, die bereits heute zum Einsatz kommt, von der Verarbeitung großer Datenmengen bis zur Routine-Steuerreform.
Was kann der Mensch besser als Maschinen?
Die Furcht davor, dass deswegen nun Millionen Arbeitsplätze wegfallen, hält Chui für unbegründet. Denn weniger als fünf Prozent der Jobs seien so definiert, dass sie komplett automatisiert werden können. Allerdings verschiebe sich der Fokus bei vielen Tätigkeiten. „Es gibt Dinge, die Maschinen nicht so gut können, wie beispielsweise mit anderen Menschen interagieren und kreatives Arbeiten“, sagt Chui. „Wir gehen davon aus, dass Menschen in Zukunft mehr Zeit am Arbeitsplatz mit diesen Dingen verbringen werden.“ Ein Anwalt wird dann weiter Anwalt heißen, seine Arbeit wird aber eine andere sein - er wird beispielsweise Systeme entwickeln, die beraten, statt selbst zu beraten.
Laut Chui gebe es drei Arten von Aktivitäten, die die am stärksten ausgeprägte Tendenz zur Automatisierung hätten. „Die erste ist die körperliche Aktivität in vorhersehbarer Umgebung. Das lässt sich in der Produktion beobachten, wir werden es aber auch in der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen sehen." Daneben lassen sich vor allem Prozesse der Datensammlung und der Datenverarbeitung automatisieren. Diese Tätigkeiten würden auch von hochqualifizierten Mitarbeitern verrichtet - was zeige, dass Maschinen auf jedem Hierarchie-Level hilfreich sein könnten.
Bis zu 375 Millionen
Menschen weltweit, die in der Zukunft ihre Betätigungsfelder aufgrund Künstlicher Intelligenz wechseln müssen (Quelle: McKinsey)
Chui sieht in der Künstlichen Intelligenz ein riesiges Potenzial. „Sie vergrößert die Chancen für jedes Unternehmen, da in fast allen Betriebsbereichen die Leistung gesteigert werden kann.“ Bislang nutzen laut einer Adobe-Studie jedoch nur 15 Prozent der befragten Firmen in Nordamerika, Asien und Europa Künstliche Intelligenz. „Unternehmen müssen erst noch lernen, die neuen Techniken anzuwenden“, so Chui.
Ein Interview mit Michael Chui, Partner am McKinsey Global Institute
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Im Fokus
Michael Chui
McKinsey Global Institute
Wir beginnen zu beobachten, dass Computer vorhersehen können, was Menschen tun, bevor sie es tun.
Michael Chui ist Partner am McKinsey Global Institute, der Forschungsabteilung des Beraterunternehmens, in San Francisco. Er verantwortet die Forschung über den Einfluss neuer Technologien und Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Fazit
Fast die Hälfte aller Arbeitsprozesse könnte automatisiert werden. Jedoch nur ein Bruchteil der Jobs eignet sich, komplett von Maschinen übernommen zu werden. Der menschliche Arbeiter der Zukunft wird sich auf kreative Prozesse und die Steuerung der Künstlichen Intelligenz konzentrieren können.