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Forschung

Konsequent kalkuliert – Unfallforschung bei Bosch Research

Straßen ermöglichen es uns, von A nach B zu kommen, neue Orte zu entdecken und uns mit anderen Menschen zu verbinden. Doch diese Freiheit birgt auch Gefahren. In der spannenden Welt der Unfallforschung spielen Unternehmen wie Bosch eine entscheidende Rolle.

Die Experten der Bosch-Unfallforschung sitzen an einem Tisch und diskutieren einen Unfallhergang.

Von der Analyse von Unfallursachen bis hin zur Entwicklung von innovativen Sicherheitstechnologien – die Experten bei Bosch setzen alles daran, das Verkehrssystem kontinuierlich zu verbessern und Unfälle zu verhindern. Dabei werden nicht nur die Ursachen von Unfällen untersucht, sondern auch die Auswirkungen auf die Beteiligten und die Umgebung.

Doch wie genau funktioniert diese Forschung? Welche Methoden werden angewendet und welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Bosch Unfallforschung und finden heraus, warum ihre Arbeit so wichtig ist, um unsere Straßen sicherer zu machen.

Seit fast 20 Jahren ist die Bosch Unfallforschung eine treibende Kraft in diesem Bereich und arbeitet daran, die Sicherheit auf den Straßen weltweit zu erhöhen. Das Ziel ist klar: Unfälle verhindern, Verletzungen reduzieren und Menschenleben retten. Die Bosch Unfallforschung analysiert Daten von Unfällen, identifiziert Risikofaktoren und leitet daraus Präventivmaßnahmen ab. Diese Erkenntnisse dienen Bosch dazu, innovative Technologien zu entwickeln und bestehende Sicherheitssysteme für Fahrzeuge zu verbessern. Dies ermöglicht es, nicht nur aktuelle, sondern auch zukünftige Sicherheitsstandards im Straßenverkehr zu erhöhen.

Doch die Bosch Unfallforschung geht noch einige Schritte weiter. Das Team unterstützt auch bei der Produktstrategie der Bosch-Geschäftsbereiche, der Entwicklung von Sensoren und Systemen, schätzt deren Wirksamkeit ab und bewertet deren Effektivität im Feld. Zudem trägt die Unfallforschung zum Qualitätsmanagement bei, indem sie als neutrale Instanz Analysen zur Bewertung der Unfallschwere durchführen kann. Da Bosch im Mobilitätsbereich breit aufgestellt ist, umfasst das Arbeitsfeld der Unfallforschung verschiedene Fahrzeugarten, von Pedelec über Motorrad, PKW und Güterkraftfahrzeug bis hin zur Straßenbahn. Und das weltweit.

In den letzten Jahren hat die Bosch Unfallforschung ihren Fokus erweitert und analysiert nun nicht nur detailliert Verkehrsunfälle, sondern auch den Straßenverkehr im Allgemeinen. Das interdisziplinäre Bosch-Forschungsteam nutzt Verkehrsbeobachtungsdaten, um wertvolle Erkenntnisse abzuleiten. So wird die Sicherheit von Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern in allen Verkehrssituationen kontinuierlich verbessert.

Daten: Grundpfeiler der Unfallprävention

Experten der Unfallforschung besprechen in Renningen gemeinsam einen Unfallhergang am Bildschirm.
Daten sind das A und O der Unfallforschung. Sie können aus amtlichen Statistiken, Unfalldatenbanken oder von Versicherungen stammen.

„Was wir in der Unfallforschung und der Verkehrsanalyse am dringendsten benötigen, ist eine valide und tiefe Datenbasis“, unterstreicht Thomas Lich, Leiter der weltweiten Bosch Unfallforschung und Verkehrsanalyse. Die Bosch Unfallforschung stützt sich auf mehrere, umfangreiche Datenbanken aus verschiedensten Quellen. Eine wichtige Datenquelle sind amtliche Statistiken, die Informationen über Unfälle und Verkehrsgeschehen liefern. Diese bieten einen Überblick über Unfallzahlen, teilweise auch über Unfallursachen und die allgemeine Entwicklung des Verkehrs. Damit lassen sich Unfall- und Verkehrstrends auf nationaler und regionaler Ebene beobachten, sie sind jedoch in ihrer Detailtiefe begrenzt.

Was wir in der Unfallforschung und der Verkehrsanalyse am dringendsten benötigen, ist eine valide und tiefe Datenbasis.

Thomas Lich, Leiter der Bosch Unfallforschung und Verkehrsanalyse

Für eine umfassende Forschung sind Unfalldatenbanken von entscheidender Bedeutung, da sie detaillierte Informationen enthalten. Ein Beispiel dafür ist das GIDAS-Projekt (engl.: German In-Depth Accident Study), das im Jahr 2024 sein 25-jähriges Jubiläum feiert und weltweit nahezu einzigartig ist. Die Forschungsvereinigung Automobiltechnik (FAT) finanziert zusammen mit der Bundesanstalt für Straßenwesen an drei Standorten in Deutschland das Projekt. Als Mitglied der FAT hat Bosch Zugang zu diesen Daten. Die Unfalldatenbank, die der Bosch Unfallforschung zur Verfügung steht, umfasst 47 000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden in Deutschland. Mit etwa 2 000 Unfällen pro Jahr und über 3 500 Einzelinformationen pro Unfall bildet diese umfangreiche Datengrundlage das Fundament für detaillierte Analysen und Erkenntnisse.

Zusätzlich zu Unfällen mit Personenschaden rückt für die Bosch Unfallforschung auch vermehrt das Unfallgeschehen im Sachschadensbereich in den Fokus. Diese Art von Unfällen, bei denen es keine Verletzten gibt, sind von Interesse, da sie teilweise andere Ursachen, Abläufe und Schadensbilder aufweisen. Eine umfassende Analyse dieser Unfälle ist wichtig, um das gesamte Unfallgeschehen besser zu verstehen und weitere Maßnahmen zur Unfallvermeidung zu entwickeln, insbesondere beim Parken und Manövrieren. Da diese Art von Unfällen zu einem beträchtlichen Anteil nicht amtlich dokumentiert werden, arbeitet das Team der Bosch Unfallforschung aktuell an einer Kooperation mit einer großen deutschen Versicherung, um eine weitere wertvolle Datenquelle für Bosch zu erschließen.

Weltweit unterwegs: Einblicke in das asiatische Unfallgeschehen

Bosch-Forschungsexperte Thomas Lich bei der Unfallaufnahme in Thailand. Thomas hat eine Kamera in der Hand und untersucht eine Unfallstelle.
Die Bosch-Unfallforschung ist weltweit vertreten und arbeitet eng mit internationalen Behörden, Instituten und Universitäten zusammen, wie hier im Fall der thailändischen Unfalldatenbank TIDAS (Thailand In-Depth Accident Science).

Die langjährige Erfahrung des Teams der Bosch Unfallforschung dient weltweit als Vorlage für andere Länder. Die Bosch Unfallforschung ist weltweit aktiv und arbeitet eng mit internationalen Behörden, Instituten und Universitäten zusammen. Dies ermöglicht einen Austausch von Best Practices über Landesgrenzen hinweg. Maßnahmen zur Unfallprävention können zudem an regionale Bedürfnisse angepasst werden. Die Forschungsergebnisse und Empfehlungen der Bosch Unfallforschung werden gemeinsam mit lokalen Partnern in die Praxis umgesetzt. Diese regionale Ausrichtung der Bosch Unfallforschung hat nicht nur einen positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit, sondern trägt auch zum Umsatz der Bosch Geschäftseinheiten und Produktbereiche bei.

Derzeit arbeitet das Team der Bosch Unfallforschung erneut an einem Projekt in Thailand: Gemeinsam mit dem Central Institute of Forensic Science, Thailand, wird eine Unfalldatenbank in Thailand aufgebaut, ähnlich der GIDAS-Datenbank, wie sie in Deutschland existiert. Das Projekt konzentriert sich auf die detaillierte Dokumentation und Analyse von tödlichen Unfällen. Diese Daten werden in die eigens entwickelte thailändische Unfalldatenbank TIDAS (Thailand In-Depth Accident Science) integriert. Ziel ist es im Anschluss, Maßnahmen zu Steigerung der Verkehrssicherheit für Thailand abzuleiten.

Für Bosch bedeutet das unter anderem, die Wirksamkeit von Fahrzeugsicherheits- und Assistenzsystemen wie der Motorradstabilitätskontrolle oder dem automatischen Notbremsassistent für ungeschützte Verkehrsteilnehmer bewerten und auf Bedarf an regionale Anforderungen anpassen zu können.

Jörg Mönnich, Unfallforscher bei Bosch Research

In das TIDAS-Projekt fließen dabei wertvolle Erkenntnisse aus ähnlichen internationalen Initiativen ein, die das Team in den vergangenen zwei Jahrzehnten in anderen Ländern wie Indien, China und Brasilien mit ihren internationalen Partnern aufbauen konnte.

Aus der Unfallforschung zu noch besseren Assistenzsystemen

Bild einer Kreuzung mit Fußgängerüberweg. Aus der Vogelperspektive ist ein Auto zu sehen. In der Grafik sind Signalwellen eingezeichnet, die verschiedene Assistenzsysteme wie Fußgängererkennung darstellen.
Daten zu Verkehrsmustern, Verkehrsströmen und Verkehrsverhalten ermöglichen detaillierte Analysen des Verkehrsgeschehens und der Infrastruktur. Sie tragen dazu bei, Risikofaktoren und potenzielle Gefahrenstellen zu identifizieren.

Seit 2016 nutzt die Unfallforschung auch verstärkt Daten aus Verkehrsbeobachtungen, wie beispielsweise aus Drohnenaufnahmen. Ein externer Dienstleister nimmt im Auftrag die Erfassung von Daten an vorher als kritisch identifizierten Knotenpunkten, den sogenannten Hot-Spots, vor. Durch den Einsatz von Drohnen werden unter anderem Verkehrssituationen aus der Vogelperspektive an einem Ort erfasst. Diese Daten liefern Informationen über Verkehrsmuster, Verkehrsflüsse und Verhaltensweisen der Verkehrsteilnehmer. Sie ermöglichen eine detaillierte Analyse des Verkehrsgeschehens und der Infrastruktur und tragen zur Identifizierung von Risikofaktoren und potenziellen Gefahrenstellen bei. Zusammen mit Unfalldaten können so Fahrzeugsicherheits- und Assistenzfunktionen bewertet sowie automatisierte Fahrfunktionen validiert und weiterentwickelt werden.

Ein Beispiel dafür ist die neue radarbasierte Assistenzfunktion Adaptive Distance Control (ADC), die voraussichtlich 2026 bei einem Pilotkunden in Serie geht. Diese Funktion passt den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen adaptiv an und reduziert so das Risiko von Auffahrunfällen, sowohl im dichten Stadtverkehr als auch bei höherer Geschwindigkeit und Fahrdynamik. Bei der Entwicklung dieses Systems wurden erstmalig neben Unfalldaten auch Daten aus der Verkehrsbeobachtung analysiert und simuliert. Damit konnte sowohl ein Sicherheits- als auch ein Komfortgewinn nachgewiesen werden. Die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse führte unter anderem dazu, dass der Verbraucherschutztest Euro NCAP darauf aufmerksam wurde und nun prüft, ob und wie diese Funktionalität zukünftig in ihr Testprogramm aufgenommen werden kann.

Sicher auf zwei Rädern – Unfalluntersuchungen für Pedelecs

Nahaufnahme eines Fahrradrades, an dem ein Bosch eBike ABS zu sehen ist.
Das Team der Bosch-Unfallforschung untersucht seit 2012 Ursachen und Muster von Unfällen mit E-Bikes und Pedelecs sowie die Wirksamkeit von Sicherheitssystemen wie dem Pedelec-Antiblockiersystem (ABS).

Mit der zunehmenden Verbreitung von Pedelecs gewinnt die Analyse von Unfällen mit E-Bikes immer mehr an Bedeutung. Das Team hat es sich bereits seit 2012 zur Aufgabe gemacht, genauer zu untersuchen, welche Ursachen und Muster hinter Unfällen mit E-Bikes und Pedelecs stecken. Dabei konzentrieren sich die Unfallforscher nicht nur auf die Unfälle selbst, sondern betrachten auch das Verhalten der Fahrer und die Wirksamkeit von Sicherheitssystemen wie dem Pedelec Anti-Blockier-System (ABS).

Aktuell rückt neben der Analyse bestehender Sicherheitssysteme das Thema Konnektivität in den Fokus der Forscher. Zukünftige Funktionen sollen nicht nur die Sicherheit der Fahrer verbessern, sondern auch die Vernetzung mit anderen Verkehrsteilnehmern ermöglichen. Konnektivitätstechnologien ermöglichen die Entwicklung potenzieller Lösungen, die das Unfallrisiko insbesondere an Kreuzungen durch die Kommunikation zwischen Pedelecs, Autos und anderen Verkehrsteilnehmern weiter reduzieren. Konnektivität als Lösungsansatz eröffnet neue Perspektiven, um die Sicherheit von Pedelec-Nutzern und anderen Verkehrsteilnehmern weiter zu erhöhen und das volle Potenzial dieser innovativen Technologie auszuschöpfen.

„We innovate for life“: Die Ergebnisse der Bosch Unfallforschung haben seit ihrer Gründung vor über 20 Jahren viele Impulse für mehr Sicherheit im Straßenverkehr weltweit gesetzt.

Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, bearbeiten Forscher intensiv neue Forschungsaufgaben angesichts der aktuellen Entwicklung von elektrifizierten, automatisierten und vernetzten Fahrzeugen aller Art. Die Resultate der Bosch Unfallforschung tragen nicht nur dazu bei, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, sondern haben auch einen nachhaltigen Einfluss auf die weltweite Weiterentwicklung aller Arten von Mobilitätslösungen von Bosch.

Bosch Unfallforschung

Gruppenfoto der Bosch Unfallforschung im Büro von Bosch Corporate Research, Renningen.
Das Team der Bosch Unfallforschung, von links nach rechts; Daniel Schmidt, Thomas Lich, Thomas Schlender, Lisa Sulzberger, Jörg Mönnich und Girikumar Kumaresh (nicht im Bild).

Von der Analyse von Unfallursachen bis hin zur Entwicklung von innovativen Sicherheitstechnologien – die Experten bei Bosch setzen alles daran, das Verkehrssystem kontinuierlich zu verbessern und Unfälle zu verhindern. Dabei werden nicht nur die Ursachen von Unfällen untersucht, sondern auch die Auswirkungen auf die Beteiligten und die Umgebung. Aus dem Unfallgeschehen im Straßenverkehr leitet die Unfallforschung auch strategische Ziele für die Produkte der Bosch-Geschäfts- und Regionalbereiche ab. Neben internationalen Aktivitäten arbeiten die Kolleginnen und Kollegen in Gremien und öffentlich geförderten Projekten mit. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Konzepte für eine Simulationsumgebung zur Bewertung automatisierter Fahrfunktionen und die Verknüpfung von Daten aus der Verkehrsbeobachtung mit Daten vom Unfallort.

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