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Geschichte

Kriegsende bei Bosch.

Stunde Null in Stuttgart

75 Jahre Kriegsende

Es war eine leise Kapitulation, als am 22. April 1945 für Stuttgart der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Nachdem französische Truppen am Vortag einmarschiert waren, übergab der Stuttgarter Oberbürgermeister die Stadt offiziell an deren Oberbefehlshaber. Die industrielle Produktion der gesamten Stadt und damit auch bei Bosch wurde unverzüglich stillgelegt.

Nicht, dass es noch viel zu produzieren gegeben hätte. Die durch Luftangriffe stark zerstörten Werkanlagen in Stuttgart und Feuerbach waren ohnehin nur noch eingeschränkt arbeitsfähig gewesen und der Rohstoffmangel war massiv geworden.
Im Januar 1945 waren noch rund 22 000 Mitarbeiter bei Bosch beschäftigt gewesen, im Mai nach der Kapitulation Deutschlands, sank die Zahl auf 817. Ein Viertel der Belegschaft hatte am Ende des Krieges aus Zwangsarbeitern bestanden. Sie waren über staatliche Stellen zugewiesen worden und ihr weiteres Schicksal ging mit Kriegsende an die alliierten Behörden über. Für viele dieser Menschen sollte es noch lange dauern bis sie in ihre Heimat zurückkehren konnten. Rund 15 000 der restlichen Mitarbeiter mussten entlassen werden, weil es keine Arbeit mehr gab.

Eine zerstörte Werkstatt im Stuttgarter Werk
Eine zerstörte Werkstatt im Stuttgarter Werk
Die Stuttgarter Werkanlage bei Kriegsende 1945
Die Stuttgarter Werkanlage bei Kriegsende 1945

Das übrige Häuflein Bosch-Mitarbeiter begann mit der Schaufel in der Hand mit dem Wiederaufbau. Sie mussten sich ihre Arbeitsplätze buchstäblich freischaufeln. Rund 30 Prozent des Stuttgarter Stammwerkes waren völlig zerstört. Große Teile der Fertigungsanlagen waren wegen der Luftangriffe auf Ballungszentren in ländliche Regionen verlagert worden. So beseitigten die Mitarbeiter nicht nur Trümmer, sondern brachten auch die auf mehr als 100 Orte verteilten Maschinen nach Stuttgart zurück. Da Kraftstoff für Fahrzeuge unmittelbar in der ersten Nachkriegszeit knapp war, transportierten die Mitarbeiter kleinere Maschinen und Maschinenteile mit Leiterwagen und ähnlichen Gefährten teilweise über 40 Kilometer weit. Die Geschäftsführung dankte ihnen im Geschäftsbericht für ihren besonderen Einsatz.

„Wir wären den fast unüberwindbaren Schwierigkeiten erlegen, wenn nicht der größte Teil unserer Betriebsangehörigen vom ersten Tag ab uns in vorbildlicher Weise unterstützt hätte.“
Bosch-Geschäftsführung 1946

Ungewöhnliche erste Nachkriegsprodukte

Doch noch machten Bosch fehlende Rohstoffe und Beschränkungen durch die Alliierten zu schaffen. So kam die Produktion nur langsam wieder in Gang. Mit den verbliebenen Rohstoffen fertigte Bosch zunächst Alltagsgegenstände wie Kochtöpfe oder Regenschirme, zum einen um die eigenen Mitarbeiter zu beschäftigen und zum anderen, um den notwendigen Bedarf an Alltagsgegenständen, die in der ausgebombten Stadt Mangelware geworden waren, zu decken. Aber auch hier legte Bosch gewohnte Maßstäbe an, wie ein Papier der Geschäftsführung vom Mai 1945 vermerkte: „Trotzdem wollen wir keine billige Durchschnittsware fertigen, sondern […] Bosch-Qualität bieten.“

Ein Produkt, das aus der Not geboren wurde: Der Bosch-Regenschirm
Ein Produkt, das aus der Not geboren wurde: Der Bosch-Regenschirm

Einmal mehr war es die Bosch-Zündkerze, die den Aufschwung brachte. Nach der endgültigen Festlegung der Besatzungszonen, übergaben die französischen Truppen am 8. Juli Stuttgart an die US-Armee. Diese rückte mit einem großen Fuhrpark ein und diese Fahrzeuge benötigten bald neue Zündkerzen und Batterien. Hier kam Bosch zum Zug und die Produktionsbeschränkungen für Automobiltechnik wurden sukzessive aufgehoben. Die schwierigste Zeit war für Bosch dadurch überstanden.

Die Bosch-Zündkerze wurde zum Symbol für den Wiederaufbau nach dem Krieg, 1948.
Die Bosch-Zündkerze wurde zum Symbol für den Wiederaufbau nach dem Krieg, 1948.

Autorin: Christine Siegel

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