Zum Hauptinhalt springen
Solid Oxide Fuel Cell

Brennstoffzelle: Strom und Wärme erzeugen im Krankenhaus

Die Energie der Zukunft in kritischer Infrastruktur

Zwei Menschen in blauer Krankenhausbekleidung vor einem Krankenbett und vielen Monitoren

Wer bei einem Krankenhaus an Innovationen denkt, dem fallen zuerst neuartige Medikamente oder Operationsmethoden ein. Beim Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz hat das noch eine andere Dimension. Mit dezentralen Brennstoffzellensystemen von Bosch, den Solid Oxide Fuel Cells, abgekürzt SOFC, entsteht hier eine nachhaltige Energieversorgung mit Wasserstoff. Eingebettet ist dieses wegweisende Projekt in das Helmholtz-Cluster (HC-H₂) am Forschungszentrum Jülich. Beteiligt ist auch die Hydrogenious LOHC NRW GmbH, die eine neuartige H₂-Speichertechnologie entwickelt hat.

Viel Energie für tägliche Arbeit

Frau in steriler blauer Krankenhausbekleidung vor Monitoren und einer Glasscheibe zu einem medizinischen Behandlungsraum
Jessica Rama, Leiterin des Herzkatheterlabors im Hermann-Josef-Krankenhaus, prüft im Kontrollraum die Vitalfunktionen eines Patienten.

Es ist ein ganz normaler Start in den Tagdienst für Schwester Jessica, Teamleiterin des Herzkatheterlabors am Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz. Das Haus mit über 400 Betten versorgt jährlich 20 000 Menschen stationär und 40 000 Menschen ambulant mit Gesundheitsdiensten.

An Schwester Jessicas Arbeitsort werden Menschen mit Herzproblemen behandelt. Ausgefeilte Technik erkennt Gefäßverschlüsse am Herzen, und die Spezialisten können verengte Gefäße erweitern. Wie es Schwester Jessica formuliert: „Hier können wir Menschen heilen und ihnen Lebensqualität zurückgeben.“

Porträt von Jessica Rama mit blauer Krankenhausbekleidung und buntem Kopftuch

Zuverlässige Stromversorgung ist das A und O bei uns im Krankenhaus.

Jessica Rama, Teamleiterin des Herzkatheterlabors im Hermann-Josef-Krankenhaus (HJK) in Erkelenz

Die Technik im Labor ist wie in vielen Krankenhausabteilungen sehr ausgefeilt und anspruchsvoll, der Energiebedarf besonders hoch. Und der elektrische Strom muss zuverlässig und ununterbrochen fließen.

„Dadurch ist unser CO₂-Abdruck natürlich enorm hoch“, fügt sie hinzu. Aber die Krankenhausleitung sucht neue Lösungen, um den enormen Energiebedarf zuverlässig und klimaschonend zu decken. Bosch ist dabei ein Partner, der mit den SOFC-Systemen das passende Produkt und Expertise für dieses Vorhaben liefert.

Zwei Krankenhausmitarbeiter in blauer Arbeitskleidung in einem Herzkatheterlabor
Bei medizinischen Eingriffen am Herz ist verlässliche Energieversorgung lebenswichtig. Monitore zeigen den Blick ins Herzinnere.

Lebenswichtige Versorgungssicherheit

„Zuverlässige Stromversorgung ist das A und O bei uns im Krankenhaus“, sagt Schwester Jessica, während sie uns das Herzkatheterlabor zeigt. „Fällt hier Strom aus, kann das binnen Sekunden den Tod eines Menschen bedeuten.“

Der Bedarf an elektrischer Energie ist im Hermann-Josef-Krankenhaus immens, 2,95 Millionen Kilowattstunden sind es hier im Jahr. Aber das Brennstoffzellensystem von Bosch steht bereits in den Startlöchern und soll ein neues Kapitel einläuten. Es soll zeigen, dass die lebenswichtige Energieversorgung schon in den kommenden Jahren klimaneutral erfolgen kann. Auf Volllast kann die Pilot-SOFC-Anlage von Bosch rund 20 Prozent des Strombedarfs des gesamten Krankenhauses abdecken und damit seinen CO₂-Fußabdruck senken. Denn eine Brennstoffzelle erzeugt aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom und Wärme, außerdem entsteht nur Wasser, kein CO₂.

Jessica Rama in blauer Krankenhausbekleidung mit Kopftuch und Gesichtsmaske vor einem Krankenbett und Medizintechnikgeräten
Enormer Strombedarf in Kliniken und Klimaneutralität erfordern nachhaltige Energieversorgung.
Fünf rund zwei Meter hohe SOFC-Systeme mit dunkler Front und Bosch-Logo nebeneinanderstehend
Bosch SOFC-Systeme können je nach Energiebedarf gekoppelt werden. Im Falle des Hermann-Josef-Krankenhauses sind es zehn Stück mit einer Gesamtleistung von 100 kW.

Schwester Jessica führt uns über den Hof zu einem Flachbau. Direkt neben dem Haupthaus stehen zehn futuristisch anmutende SOFC-Units von Bosch, jede fast zwei Meter hoch. Sie können klimaneutral Energie aus Wasserstoff erzeugen.

Hier ist das Hoheitsgebiet von Tomasz, Maschinenbauingenieur und Technischer Leiter des Krankenhauses, der mit seinem Team die Strom- und Wärmeversorgung gewährleistet. Er wird es sein, der auch die Bosch SOFC-Anlage hochfahren wird.

„Den Großteil unseres Stroms beziehen wir aus dem öffentlichen Stromnetz, und der wird aus Braunkohle erzeugt.“ „Einen Teil“, ergänzt er, „steuert ein Blockheizkraftwerk im Erdgasbetrieb bei“, das wir im Hintergrund brummen hören.

Unscharfes Seitenprofil von Tomasz Königs, von leicht unten aufgenommen, vor einem scharf abgesetzten SOFC-System
Tomasz Königs, Technischer Leiter des Krankenhauses, vor einer der Bosch-Brennstoffzellen für die künftige Energieversorgung.

Technik für die Energiewende

„Von den fossilen Energien wollen wir weg“, betont Tomasz. „Klimaneutralität ist für unser Haus eine wichtige Vision, gerade mit unserem enormen Stromverbrauch, und gerade hier, mitten im rheinischen Braunkohlerevier“.

Schwester Jessica kann das aus eigener Erfahrung bezeugen: „Ich bin ganz in der Nähe, in Immerath aufgewachsen, das dem Braunkohletagebau weichen muss.“ Selbst ein Außenstandort des Hermann-Josef-Krankenhauses war dort. Augenfälliger und dichter beieinander könnte der Gegensatz zwischen fossiler und erneuerbarer Energie kaum stehen.

Tomasz Königs prüft, inmitten großer Stahlröhren hockend, die Wärmeversorgungsleitungen
Tomasz Königs bei der Sichtkontrolle der Wärmeversorgungsleitungen. Dieses ausgeklügelte System bedarf der kontinuierlichen Kontrolle und regelmäßigen Wartung.
Porträt von Tomasz Königs, Technischer Leiter des Hermann-Josef-Krankenhauses (HJK) in Erkelenz

Unser Krankenhaus könnte ein Vorbild in nachhaltiger Energieversorgung werden.

Tomasz Königs, Technischer Leiter des Hermann-Josef-Krankenhauses (HJK) in Erkelenz

Das Bosch-Brennstoffzellensystem wird nicht von heute auf morgen die vollständige Versorgung des Krankenhauses übernehmen. Bis ausreichend klimaneutral hergestellter Wasserstoff verfügbar ist, wird die Anlage zunächst mit Erdgas laufen, das über einen chemischen Prozess in Wasserstoff gewandelt wird. Allein das reduziert die CO₂-Bilanz des Krankenhauses gegenüber dem bisherigen Energiemix aus dem Braunkohlerevier um 20 Prozent. „Unser Wasserstoff-Projekt mit der SOFC-Anlage von Bosch ist ein Pilotprojekt“, wie Tomasz betont. „Wir können anderen Krankenhäusern zeigen: Es geht!“

Und das ist genau das Ziel: Bis das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt 2026 abgeschlossen ist, wollen die Projektpartner zeigen, dass große Gebäudeeinheiten mit Brennstoffzellentechnik nicht nur klimaneutral, sondern auch zuverlässig mit Energie versorgt werden können.

Das betrifft nicht nur die elektrische Energie: Die Bosch SOFC-Anlage erzeugt Strom und Wärme mit einem Gesamtwirkungsgrad bis zu 90 Prozent. Die erzeugte Wärme kann in das Nahwärmenetz des Krankenhauses eingespeist werden.

Tomasz ist gespannt auf die kommenden Jahre: „Unser Krankenhaus könnte ein Vorbild in nachhaltiger Energieversorgung werden.“

Tomasz Königs bedient die Steuereinheit für die Vollklimatisierung der OP-Säle
Tomasz Königs an der Steuereinheit für die Vollklimatisierung der OP-Säle des Krankenhauses. Allein die Lüftungsanlagen im Krankenhaus sind für rund 30 Prozent des Strombedarfs verantwortlich.

Teile diese Seite auf